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Graffiti an der Wand einer Schule in Soweto

Foto: APA/EPA
Durban - Mit scharfen Vorwürfen gegen die südafrikanische Regierung ist in Durban eine viertägige Aids-Konferenz eröffnet worden. Die Eröffnungsrede von Gesundheitsministerin Manto Tshabalala-Msimang wurde am Sonntag mehrmals von Rufen wie "Schande" und "Aids-Behandlung jetzt" unterbrochen. Vor den 4.000 internationalen Delegierten aus Wissenschaft, Industrie und Politik wies die Ministerin Vorwürfe zurück, ihre Regierung stelle nicht ausreichend Anti-Aids-Medikamemte für die Armen zur Verfügung.

Die südafrikanische Aktionsgruppe Treatment Action Campaign (TAC) hatte zuvor angekündigt, die Regierung wegen fehlender Behandlungs- und Vorsorgeprogramme zu verklagen. Weil die Regierung keine "umfassende Anti-Aids-Politik" verfolge, habe sich die Verbreitung der Immunschwächekrankheit "unermesslich verschlimmert", sagte der einflussreiche Richter Edwin Cameron vor Journalisten. Südafrika hat eine der höchsten HIV-Infektionsraten weltweit. Täglich sterben dort fast tausend Menschen an dem HIV-Virus.

Kritik zurückgewiesen

Die südafrikanische Regierung hat Kritik an ihrer Aids-Politik zurückgewiesen. "Wir haben nie gesagt, dass wir keine Aids-Medikamente einsetzen wollen, aber es ist eine Frage der Kosten", sagte Gesundheitsministerin Manto Tshabalala-Msimang dem britischen Sender BBC am Montag. Sie war am Vortag zu Beginn der ersten internationalen Aids-Konferenz in Südafrika seit Ende der Apartheit mit Protestrufen empfangen worden. Die südafrikanische Regierung steht unter Druck, die Verteilung von Aids-Medikamenten zu fördern.

Besonders diskutiert ist der Einsatz des Mittels Viramune (Wirkstoff Nevirapin). Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim gibt es nach Auskunft seiner Sprecherin Judith von Gordon kostenlos an Entwicklungsländer ab, wenn es infizierten Müttern und Babys bei der Entbindung gegeben wird. Es mindere das Aids-Übertragungsrisiko von der Mutter auf das Kind um mehr als die Hälfte. Delegierte möchten eine Petition für den Einsatz von Viramune auf der Konferenz einbringen.

Boehringer Ingelheim liefere rund drei Jahre nach Start seines Spendenprogramms das Aids-Mittel Viramune an 44 Länder, sagte von Gordon am Montag. Oft arbeite das Unternehmen dabei mit Regierungen zusammen, noch stärker jedoch mit Hilfsorganisationen. In Südafrika gebe es nur entsprechende Pilotprogramme. (APA)