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Die ÖIAG öffnet bei der Voestalpine-Privatisierung die Türe für alle Investoren - zumindest einen Spalt breit.

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Wien - Das Konzept zum Verkauf des Staatsanteils an Voestalpine liegt fix und fertig in der Schublade des Vorstands der Verstaatlichtenholding ÖIAG. Derzeit ringt sie noch um das Placet aus Brüssel, die EU-Wettbewerbshüter sollen den Segen zu den Formulierungen geben.

Zur Bedingung gemacht werde könnte etwa eine mehrjährige Behaltefrist für die Aktien, die Verpflichtung eines bestimmten Stimmverhaltens in Hauptversammlungen oder dass überhaupt nur fünf Prozent an einzelne Investoren gehen, sagte der für Voest zuständige ÖIAG-Vorstand Rainer Wieltsch im ORF-Radio.

Jeder kann antreten

Jeder, der diese Bedingungen erfülle, könne antreten: "Kein Investor ist aus dem Rennen", lässt Wieltsch die Tür theoretisch auch für den Magna-Konzern offen. Durch die Fünfprozentklausel lasse sich sicherstellen, dass sich auch ein strategischer Investor wie ein Finanzinvestor benehme, so Wieltsch. Gemäß Regierungsauftrag soll verhindert werden, dass strategische Investoren - wie Magna und ThyssenKrupp - zu viel Einfluss auf die Voest erhalten.
Segnet Brüssel den ÖIAG-Fahrplan ab, so offenbar der Hintergedanke, sinke die Gefahr, dass sich Magna-Chef Frank Stronach zu einer Klage gegen die Republik hinreißen lässt. In der ÖIAG-Aufsichtsratssitzung am 5. September soll (noch vor den oberösterreichischen Landtagswahlen am 28. 9.) der Verkauf der 34,7 Prozent an Voestalpine abgesegnet werden.

Danach kann alles sehr rasch gehen, abhängig vom Börsenklima. Aus Unternehmenskreisen hieß es dazu: "Wir hoffen, dass bis zur Halbjahresbilanz am 14. November schon alles erledigt und die ÖIAG draußen ist." Der Weg dorthin soll schrittweise und nicht in einem Aufwaschen erfolgen. Im Klartext heißt das: Die ÖIAG, so der Plan, verkauft in bis zu drei Tranchen jeweils Aktienpakete von fünf Prozent an institutionelle Investoren, die übrigen 20 Prozent könnten in Wien an der Börse platziert werden.

Sollten sich die ÖIAG-Gespräche mit Brüssel jedoch in die Länge "ziehen", sei auch ein Komplettverkauf über die Börse nicht auszuschließen, weiß ein involvierter Manager. Schließlich braucht die ÖIAG nach den Schwierigkeiten bei Telekom Austria, Post und dem Stillstand beim Böhler-Verkauf endlich einen herzeigbaren Privatisierungserfolg. Die ÖIAG selbst gibt zu geplanten Verkäufen keine Details bekannt. Firmensprecherin Viktoria Kickinger bestätigte lediglich indirekt, dass ein Verkauf an institutionelle Investoren und über die Börse geplant sei. "Die Mischung ,von allem ein bisschen was' ist der Idealfall."

Die 34,7 Prozent der ÖIAG an der Voestalpine entsprechen exakt 13,721.400 Aktien. Am Freitag schloss die Aktien bei 36 Euro. Seit Ende Mai, als Voest noch bei 28,70 Euro notierte, hat sich der Wert des staatlichen Aktienpaketes damit um stattliche 100 Millionen auf 494 Mio. Euro erhöht.

Streit um Telekom

In der Sitzung des ÖIAG-Privatisierungsausschusses am vorigen Dienstag wurde das Thema der umstrittenen ÖIAG-Umtauschanleihe über 325 Mio. Euro auf Telekom-Austria-Aktien noch einmal aufgekocht. Was einzelne Aufsichtsräte sehr erbost habe, so Insider, sei, dass ein früherer Beschluss umgestoßen worden sei.

Vorher habe man festgelegt: Die Anleihe auf fünf Prozent aller ÖIAG-Aktien an TA wird nur dann begeben, wenn Telecom Italia gleichzeitig zehn Prozent ihrer TA-Aktien (14,8 Prozent) verkauft. Das ist aber nicht geschehen. (Michael Bachner, Der Standard, Printauagabe, 04.08.2003)