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Seiner Zeit weit voraus

Die Geschichte der Personal Digital Assistents (PDA) begann beinahe auf den Tag genau vor zehn Jahren. Damals im August des Jahres 1993 wurde den erstaunten Besuchern der Boston Symphony Hall das "Apple Newton MessagePad" vorgestellt. Der Computerkonzern Apple war seiner Zeit wieder einmal weit voraus, doch wie so oft scheitern große Ideen. In dieser Ansichtssache wollen wir Sie auf eine kurze Zeitreise mitnehmen, und Ihnen von Anfang und Ende des Apple Newton berichten.

Foto: Archiv

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Das erste MessagePad

der Baureihe bot einem 20 MHz getakteten ARM-CPU 610, 4 MB ROM und 640 KB RAM-Speicher. Das monochrome Touch-LCD-Display bot eine Auflösung von 336 x 240 Pixeln. Der erste PDA der Geschichte wurde sowohl in englischer wie auch in einer deutschen Version ausgeliefert. Das Entwicklerteam des Apple Newton bestand aus dem legendären John Sculley, Steve Capps, Walter Smith, Michael Tchao und den Handschrifterkennungs-"Gurus" Stepan Pachikov and Larry Yaeger. Dieses Team formierte sich Anfang der Neunziger und sorgte für eine der größten Apple-Innovationen.

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"Newton" statt "BrainAmplifier"

Eigentlich hätte das MessagePad ursprünglich "BrainAmplifier" heißen sollen, doch in Anlehnung an das allererste Apple-Logo, das Sir Isaac Newton unter einem Apfelbaum sitzend, umrankt von einer adaptierten Gedichtzeile William Wordsworths über Newton: "A Mind Forever Voyaging Through Strange Seas of Thought... Alone", zeigt, wurde der PDA auf den Gattungsnamen Newton getauft.

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Das wirklich Revolutionäre

war die Handschriftenerkennung. Aus einer Idee russischer Programmierer der Firma Paragraph die ursprünglich ein Schreiblernprogramm für Kinder machen wollten, wurde ein Schriftlernprogramm für Computer. Die Handschrifterkennung des Newton nannte sich "Calligrapher" und hatte in der ersten Version noch mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Diese "Kinderkrankheit" haftete ab dem ersten Tag am "Newton" und trotz zahlreicher Verbesserungen und neuer Engines konnte Apple viele potentielle Kunden nicht zum Newton bringen.

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eMate 300

Die Newton-Systemversion 2.0 bot bereits die Apple-Eigenentwicklung "Rosetta-Engine", die Einzelbuchstaben erkennen konnte. Sowohl Calligrapher wie auch Rosetta setzten auf ein Wörterbuch auf - Wörter, die nicht eingetragen waren, wurden nur schwer bis gar nicht erkannt. Der Schul-Newton "eMate 300" hatte dann keine Schrifterkennung mehr, sondern eine Tastatur. Auffälligstes Merkmal eines der letzten Newton-Modelle war das leuchtende Gehäuse.

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Der Anfang vom Ende

Zur CeBIT im Jahre 1997 präsentierte der deutsche Elektrokonzern Siemens noch ein Smartphone-Konzept auf Basis des Newton. Dieses kam jedoch nicht mehr in den Handel.

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Statt eigener Abteilung kam das Ende

Zunächst sah alles so aus als ob der Newton doch noch gerettet werden würde, in einer Presseaussendung vom 22. Mai 1997 gab Apple die Gründung der ausgelagerten Newton Subsidiary bekannt. Doch schon am 27. Februar 1998 kam die letzte Presseaussendung zum Thema Newton. (Das Ende des Newton (Presseaussendung))

Foto: red

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Gerüchte um die Gründe für das Ende

Steve Jobs höchstpersönlich, damals als Interims-Chef bezeichnet und wenig geschätzt, ordnete die Einstellung des Newton an. Seither gibt es Gerüchte warum der sonst als Visionär bezeichnete Jobs dem Newton keine Chance mehr geben wollte. Auf der einen Seite wird berichtet, dass Steve Jobs den Sculley-Rechner hasste - er selbst hatte den Entwickler John Sculley zu Apple geholt, sich dann aber mit dem diesem überworfen. Apple hatte bis zu diesem Zeitpunkt rund 300.000 MessagePads verkauft, die Newton-Lizenzbauten von Sharp, Motorola und Siemens nicht miteingerechnet. Sharp - als eigentlicher Produzent des Newton versuchte sowohl die Hardware-Bestände wie auch die Rechte an der Entwicklung des Newton-OS zu kaufen. Apple verweigerte damals die Verhandlungen mit der Begründung, man habe selber Pläne für die Zukunft. Diese Ankündigung reichte aus um bis heute die Gerüchteküche rund um den Newton am dampfen zu halten.

Foto: Lou Dematteis/REUTERS

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"Microsoft ist Schuld"

Das andere Gerücht rund um das Ende des Newton ist eng mit dem Softwarekonzern Microsoft verbunden. Bis heute hält sich in der Newton-Community hartnäckig das Gerüchte, dass die Einstellung der Newton-Reihe der Preis für die 150 Millionen Dollar, die Microsoft zu diesem Zeitpunkt in Apple-Aktien investierte, und so den Konzern vor dem Ende rettete, der wahre Grund seien. Dadurch wäre es Microsoft gelungen den schärfsten Konkurrenten für WindowsCE 2.0 aus dem Rennen zu werfen. Aber wie so viele der Gerüchte rund um Microsoft, gibt es auch für dieses keinerlei Belege.

Foto: JUDA NGWENYA/Reuters

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Warum der Newton floppte

In einem Artikel bei TechTV schrieb der ehemalige Newton-Mitentwickler Larry Tesler am 15.März 2001 über die seiner Meinung nach ausschlaggebenden Gründe warum der Newton floppte. Seiner Meinung nach hatte Apple die Wünsche und Forderungen der Kunden viel zu lange und vor allem vom Start weg ignoriert. Bevor der erste Newton auf den Markt kam, fertigte die Marketingabteilung eine Broschüre an, die eine Handschrifterkennung versprach. Tesler meldete der Marketing-Abteilung, dass man vorsichtig mit dieser Ankündigung sein müsse, da dieses Feature noch nicht ausgereift sein würde. Nach der Veröffentlichung der Broschüre mit der Handschrifterkennungsankündigung musste der Newton mit der schlechten Software auf den Markt - ein schwerer Fehler wie man im Nachhinein zur Kenntnis nehmen musste.

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Einen historischen Abriss

über die Entstehung des Apple Newton seine Nachfolgemodelle und über Prototypen, wie den Sportnewton oder den Multimedia-Newton, die nie das Licht der Welt erblickten, finden Sie hier. Bis heute hält sich eine treue Fangemeinde, die das Ende des Newton als den größten Fehler den Apple jemals machte, bezeichnet. Zahlreiche Entwickler und Fan-Seiten finden sich im Netz und harren der Dinge bis sich die Ankündigung aus dem Jahr 1997 doch noch erfüllt und Apple wieder einen PDA auf den Markt bringt. Bis dahin werden wohl noch unzählige Gerüchte rund um eine Wiederkehr des Newton die Runde machen. (grex)

Foto: Apple