Frankfurt/M. - Da sie an der Frankfurter Buchmesse darauf erpicht sind, mindestens nach außen hin das Bild aufrechtzuerhalten, es treffe sich hier die "Geist ist geil"-Fraktion, gilt es in den Messehallen als unschicklich, über Geld zu reden. Zum Glück gibt es das Gastland Brasilien. Just am Eröffnungsabend berichtete die ZDF-Sendung Frontal 21, dass es mit den Arbeitsbedingungen von Erntehelfern auf brasilianischen Orangenplantagen - der Saft geht vornehmlich nach Europa - nicht zum Besten steht. Zeitgleich ging es auch bei der Buchmessen-Eröffnung im Congress Center rund. Während sich der brasilianische Vizepräsident Michel Temer im Schönmalen übte, seinen Gedichtband anpries und dafür Buhrufe erntete, sprach der Autor Luiz Ruffato (52) in seiner Rede Klartext. So thematisierte der Sohn von Analphabeten seinen Glauben, dass "Literatur etwas verändern kann" - trotz Machokultur und sozialer Ungleichheit in seiner Heimat. Standing Ovations. Und was meint Guido Westerwelle?Auf die Fußball-WM 2014 und die Olympiade 2016 anspielend, meint er, Brasilien müsse dafür Sorge tragen, "dass auch die Menschen auf diesem ambitionierten Weg mitgenommen werden". Na dann. (Stefan Gmünder, DER STANDARD, 10.10.2013)