Bis 2020 müsse das Budget doppelt so hoch sein wie derzeit, fordern die 60 Kuratoriumsmitglieder des Wissenschaftsfonds FWF in einem offenen Brief, der am Dienstag an die Regierungsspitze ging. Nur mit einer Steigerung der Mittel für den Fonds, der primär Grundlagenforschung fördert und derzeit über rund 210 Mio. Euro verfügt, könnten die in der Forschungsstrategie festgelegten Ziele erreicht werden. Dazu zählt etwa, die Forschungsausgaben von derzeit 2,81 auf 3,76 Prozent des BIP anzuheben.

"Es tut weh, dass der FWF einen großen Teil von als exzellent begutachteten Anträgen aus finanziellen Gründen ablehnen muss", begründet Pascale Ehrenfreund, seit September FWF-Präsidentin, die Initiative. Der Fonds registriere ein Wachstum der Projektanträge um etwa zehn Prozent pro Jahr, könne aber mit dieser Expansion des wissenschaftlichen Potenzials "nicht mehr Schritt halten", wie es in dem Brief heißt.

Würde man den Anstieg der Anträge mit einer jährlichen Budgetsteigerung um zehn Prozent ausgleichen, die Deckung der Overheadkosten auf 20 Prozent ausweiten und für Exzellenzcluster 50 Mio. Euro veranschlagen, käme man auf ein doppelt so hohes Budget bis 2020, erklärt FWF-Geschäftsführerin Dorothea Sturn. "Aber selbst dann könnten wir nicht zum Innovation Leader aufsteigen", betont Sturn.

Bereits im April hatte der FWF Alarm geschlagen, dass im Vorjahr nur mehr rund 24 Prozent der beantragten Gelder bzw. 30 Prozent der Projekte bewilligt werden konnten. Anlässlich der Nationalratswahl forderten der Wissenschaftsrat, ÖAW-Chef Anton Zeilinger und Uni Wien-Rektor Heinz Engl, forschungspolitische Bekenntnisse in die Tat umzusetzen.

Der offene Brief des FWF bleibt bei der "eindringlichen Bitte", den Absichten "konkrete finanzielle Taten" folgen zu lassen. Pascale Ehrenfreund zeigt sich "optimistisch", was die Umsetzung betrifft. "Wir müssen den Politikern helfen, zu argumentieren", sagt Ehrenfreund. Es gelte, anhand von "Made-in-Austria-Erfolgen" zu zeigen, dass Grundlagenforschung ein "essenzieller Bestandteil einer Innovationspolitik" ist.

Ob alle Forschungs- und Wissenschaftsagenden künftig in einem Ministerium zusammengefasst werden sollen, wie jüngst angedacht, müsse die Politik selbst entscheiden. "Wir müssen zusammenarbeiten, unabhängig davon, mit welchem Ressort", sagt die FWF-Präsidentin. Sie appelliert an die wissenschaftliche Community, "am Dialog teilzunehmen" und "sich starkzumachen": "In den USA ist das eine Selbstverständlichkeit, hier gilt das nicht für alle." Druck von oben, um mehr Mittel für die Grundlagenforschung durchzusetzen, erhofft sich Ehrenfreund zudem vom EU-Forschungsförderprogramm "Horizon 2020", das 2014 startet. (kri, DER STANDARD, 9.10.2013)