Die Weltwirtschaft lahmt: Der Internationale Währungsfonds hat zum sechsten Mal in Folge seine Wachstumsprognose gesenkt. Doch diesmal ist es nicht politisches Chaos in Europa, das zu den Einschnitten beigetragen hat, sondern Turbulenzen in Schwellenländern. Dabei galten Brasilien, China, Indien oder Russland bis vor kurzem als Wachstumslokomotiven und angesichts der Probleme in Europa als Felsen in der Brandung.

Zugegeben, die aufstrebenden Volkswirtschaften sind noch lange nicht in der Rezession. Doch bereits die Andeutung der US-Notenbank Fed, ein wenig vom geldpolitischen Gas zu steigen und ihre Anleihenkäufe zu drosseln, hat für massive Verwerfungen gereicht. Währungen und Investitionen in Schwellenländern sind drastisch gefallen. So stabil kann ihr Wirtschaftsmodell nicht gewesen sein.

Tatsächlich konnten die Länder mithilfe der lockeren US-Geldpolitik und der investitionswilligen Anleger vieles verschleiern. Indien und die Türkei sind von kurzfristigen Finanzierungen aus dem Ausland abhängig und konsumieren auf Pump. Brasilien und Russland brauchen rekordhohe Ölpreise, um ihre schwachen Wirtschaftsstrukturen mit Einnahmen aus dem Rohstoffgeschäft zu stützen.

Der US-Investor und Milliardär Warren Buffett pflegt zu sagen, dass erst bei Ebbe festgestellt wird, wer nackt schwimmt. Auch in den Schwellenländern wird der Rückzug der Dollarflut noch so manche Schwäche bloßlegen. (Lukas Sustala, DER STANDARD, 9.10.2013)