Im Vergleich zum Vorjahr sind die Metallgewerkschafter bei der diesjährigen Herbstlohnrunde weniger hochprozentig unterwegs. 3,4 Prozent plus ist deutlich moderater als der Fünfer vor dem Komma, mit dem die Industrie im Vorjahr verschreckt worden war.

Gemessen an der Wirtschafts- und Auftragslage sind die Verhandler für fast 180.000 Metallarbeiter und Industrieangestellte freilich nicht wirklich genügsam. Denn die Produktivität der Metallbranche, mit gut 40 Prozent des Produktionswerts ein Schwergewicht innerhalb der österreichischen Industrie, ist aufgrund von Überkapazitäten und Preiserosion negativ. Die Aussicht für 2014 ist kaum besser, der Produktivitätszuwachs wird auf ein Prozent prognostiziert. Rein rechnerisch landet die Gewerkschaft mit ihren 3,4 Prozent also am oberen Ende der "Benya-Formel", gemäß derer Produktivität und Teuerung die Gehaltserhöhungen bestimmen. Hier kommen die hundert Euro Mindesterhöhung ins Spiel. Von ihnen würden wohl untere Einkommensgruppen profitieren - wären nicht just weniger Qualifizierte von Arbeitslosigkeit am meisten betroffen.

Im Prinzip haben sich die Pragmatiker durchgesetzt. Denn es wäre unvernünftig, Reallohnverluste durch die kalte Progression im Wege einer Lohnrunde ausgleichen zu wollen. Die Frage ist, ob die Gewerkschaft einen Zweier vor dem Komma als Gesichtsverlust betrachten würde. Im November ist schließlich Gewerkschaftstag. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 8.10.2013)