Strahlentherapiegeräte gibt es laut Ärztekammer in Österreich derzeit 43, es sollten aber 64 sein. Im Osten fehlen die meisten.

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Wien - Das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm startet mindestens ein Vierteljahr später als geplant, Verhandlungen zwischen Ärztekammer und Krankenkassen sind - wie berichtet - gescheitert. In Sachen Krebstherapie zeigten sich die Ärztevertreter am Montag hingegen betont engagiert. Bei einer Pressekonferenz forderte der Obmann der Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte, Johannes Steinhart, die "strahlentherapeutische Versorgung auf Basis sorgfältiger Bedarfsprüfungen grundlegend neu zu strukturieren". Die Versorgungslage spitze sich vor allem im Osten des Landes "immer mehr zu" - "lebensbedrohliche" Wartezeiten bis zu einem halben Jahr seien die Folge.

Robert Hawliczek, Obmann der Fachgruppe Strahlentherapie-Radioonkologie, führte an, dass wer in Österreich an Krebs leide, unter Umständen schlechtere Karten habe als der durchschnittliche Westeuropäer. "Wir können aufgrund dieser zu geringen Gerätekapazitäten nicht allen Patienten die optimale Behandlung anbieten", sagte der Leiter der Radioonkologie im Donauspital.

Laut einer Analyse der Internationale Atomenergiebehörde (IAEO), deren Ergebnisse Anfang 2013 veröffentlicht wurden, standen in den zum Studienzeitpunkt 27 EU-Staaten plus Kroatien, Mazedonien, der Türkei, Island, Norwegen und der Schweiz im Schnitt 5,3 Megavolt-Strahlen-Teletherapiegeräte pro Million Einwohner zur Verfügung - in Österreich waren es hingegen nur es 5,1 pro Million Einwohner.

In Deutschland, Italien und Frankreich sind es 6,5, in Belgien 8,7, in Dänemark gar 9,7. Die Studienautoren gehen davon aus, dass zirka die Hälfte der Krebspatienten primär mit Strahlentherapie versorgt werden müsste.

Beratungen zur Ostregion

Derzeit gibt es laut Ärztekammer 43 Linearbeschleuniger in Österreich, es sollten aber 64 sein. Wien hat vor wenigen Tagen beschlossen, aufzustocken. Zu den derzeit zwölf Geräten wird es zwei weitere (am SMZ Ost) installieren. Laut Standesvertretung ist das genug, um die Wiener zu versorgen, allerdings kommen da noch die Niederösterreicher dazu - ein Drittel der in Wien versorgten Patienten. In die Sache dürfte aber Bewegung kommen: Wie der Standard erfuhr, trafen einander Montagnachmittag Vertreter der jeweiligen Krankenhausgesellschaften der drei Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland, und der Patientenanwaltschaften mit Radioonkologie-Obmann Hawliczek.

Patientenanwalt Gerald Bachinger sagte im Anschluss, man habe sich darauf geeinigt, in den Ländern die Zahlen der Ärztekammer mit je eigenen Daten zu vergleichen und die Problematik drei Monate lang zu beobachten. Ende des Jahres werde man einander wieder treffen und beraten, wie weiter vorzugehen ist.

In Niederösterreich soll Anfang 2014 der sechste Linearbeschleuniger in Betrieb gehen, damit wären die Vorgaben des Österreichischen Strukturplans Gesundheit (ÖSG) aus niederösterreichischer Sicht erfüllt, wie der stellvertretende medizinische Geschäftsführer der Landesklinikenholding, Markus Klamminger, feststellte. Klamminger stellte aber infrage, ob man sich die Planung neu anschauen müsse - was dann Aufgabe des Bundes wäre.

Im Büro des Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) hieß es am Montag, die Ärztekammer habe das Problem der Strahlentherapieunterversorgung bisher nicht offiziell angemeldet und verwies auf die Zuständigkeit der Länder. In einer anderen Sache meldete sich Stöger aber sehr wohl zu Wort: Dass das Brustkrebs-Screening nicht mit 1. Oktober gestartet wurde, weil sich Ärzte und Kassen in Wien und der Steiermark nicht einigen konnten, kritisierte er auf Ö1 scharf. Es müsse noch 2013 eine Einigung geben, mahnte er. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 8.10.2013)