Hinweis: Namen der einzelnen Rebellenanführer anklicken, um das Informationsfeld zu öffnen.

Syrien kommt nicht zur Ruhe: Auch am Montag starben 20 Menschen bei einem Bombenanschlag in der nordsyrischen Provinz Idlib, die mehrheitlich von oppositionellen Rebellen kontrolliert wird.

Seit mehr als zwei Jahren unterstützt der Westen mehr oder weniger enthusiastisch die syrische Opposition. Die Hoffnung zu Beginn war, eine Oppositionsarmee unter einer moderaten politischen Führung aufzubauen. Doch die westlichen Verbündeten zögerten lange damit, den relativ unbekannten Kämpfern Unterstützung angedeihen zu lassen und vor allem Waffen zu liefern. So ganz trauten die USA und ihre Verbündetender Freien Syrischen Armee (FSA) wohl nie. Zu viele islamistische Brigaden waren Teil der bunt zusammengewürfelten Truppe. Sollte das Angebot, die Rebellen der FSA zu unterstützen, je ernst gemeint gewesen sein, so kam es zu spät.

Nach dem Chemiewaffenangriff im Großraum Damaskus Ende August war die Hoffnung unter den Rebellen groß, die USA und Frankreich würden zu einem Luftschlag gegen das Regime von Bashar al-Assad ausholen. Als dieser nicht erfolgte, war die Enttäuschung umso größer. Rückblickend war es vermutlich auch der Todesstoß für die Freie Syrische Armee. Die ohnehin demoralisierte, zerstrittene (und in Syrien bei weitem nicht so populäre) Truppe zeigte zunächst im Norden Auflösungserscheinungen, als führende islamistisch geprägte Teile der Freien Syrischen Armee, allen voran die Liwa al-Islam und die Liwa at-Tawhid, die "Islamische Allianz" gründeten.

Bedeutungslosigkeit

Wenig später erfolgte die Gründung der "Islamischen Armee" im Großraum Damaskus, wo Einheiten der Freien Syrischen Armee ohnehin einen schweren Stand hatten. Was genau von der Freien Syrischen Armee noch übrigbleibt, ist unklar. Derzeit scheint es im äußerten Süden Syriens noch zahlenmäßig bedeutende Einheiten zu geben, die der syrischen Exilopposition einigermaßen loyal gegenüberstehen. Im Norden werden die verbliebenen Kämpfer der Freien Syrischen Armee nach Ablauf eines Ultimatums des irakischen Al-Kaida-Ablegers "Islamischer Staat im Irak und der Levante" (ISIS) von den radikalen Islamisten regelrecht gejagt.

Bild nicht mehr verfügbar.

Auf dem Rückzug: Verbliebene Kämpfer der Freien Syrischen Armee in Aleppo. (Foto: Reuters/Malek Alshemali)
Foto: REUTERS/Malek Alshemali

Der politische Exilopposition in Form der Nationalen Koalition droht die komplette Bedeutungslosigkeit - nicht, dass sie auch in ihrer Blütezeit je von besonderer Bedeutung innerhalb Syriens gewesen wäre. Doch sie war Ansprechpartner und Projektionsfläche für die Hoffnungen des Westens, in Syrien einen geordneten Übergang nach einem Sturz des Assad-Regimes zu ermöglichen.

Werbefilme

Syriens islamistische Allianzen sind in der Opposition mittlerweile klar die dominante Kraft. Das war allerdings auch schon vor der Abspaltung von der Freien Syrischen Armee so. Denn während der Westen zögerte, Waffen an die Rebellen zu liefern, hatten die Unterstützer der islamistischen Brigaden in den Golfstaaten deutlich weniger Hemmungen.

Nicht ganz ohne Zutun der Rebellen: Einheiten wie die Ahrar ash-Sham produzierten aufwendige Filme, um bei ihren reichen Geldgebern um Unterstützung zu werben. In diesen Videos sind nicht nur die Erfolge der meist disziplinierten Islamisten auf dem Schlachtfeld, sondern auch das zweite, im Westen weniger beachtete Erfolgsrezept der islamistischen Brigaden in Syrien zu sehen: zivile Dienstleistungen, Versorgung von Verwundeten und die Einrichtung islamischer Gerichtshöfe (Stefan Binder, derStandard.at, 14.10.2013)