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Ab Montag werden in Stockhom die Nobelpreisträger bekanntgegeben.

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Genau 40 Jahre ist es her, dass Forscher aus Österreich zuletzt mit einem wissenschaftlichen Nobelpreis bedacht wurden. Immerhin waren es 1973 gleich zwei: Konrad Lorenz, der Mitbegründer der Verhaltensforschung, und Karl von Frisch, der Entdecker der Bienensprache. Im Jahr darauf folgte dann noch der neoliberale Ökonom August von Hayek, der den Preis für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank erhielt, der aber nicht zu den eigentlichen Nobelpreisen gezählt wird.

Lorenz, Frisch und Hayek hatten einiges gemeinsam: Sie wurden rund um 1900 in Wien geboren, promovierten auch allesamt an der Universität Wien. Und: den Gutteil ihres späteren Forscherlebens verbrachten sie nicht in Österreich. Lorenz und Frisch gingen 1950 nach Deutschland, weil dort die Arbeitsbedingungen sehr viel besser waren. Hayek war schon früher ausgewandert.

So umstritten hin und wieder die Vergabe der wissenschaftlichen Nobelpreise ist, so gilt doch als unbestritten, dass die Auszeichnung ein guter Indikator dafür ist, ob in einem Land Spitzenforschung betrieben wird. Nach 1945 sah es in Österreich diesbezüglich lange schlecht aus.

Nobel-Spitzenreiter Schweiz

Zum Vergleich: Die Schweiz brachte es seit 1973 auf acht Laureaten und ist mit 22 wissenschaftlichen Nobelpreisen das erfolgreichste Land, gemessen an der Einwohnerzahl. Bei den Unis dominieren eindeutig die Eliteeinrichtungen aus den USA und Großbritannien (siehe Grafik).

Besser stand es um die österreichische Forschung in der Zwischenkriegszeit: Je nach Zählweise (Geburtsort oder Ort der Forschung) brachten es in diesen zwei Jahrzehnten bis zu acht Forscher aus Österreich zu Laureaten. Aber auch von diesen waren einige längst emigriert: Karl Landsteiner etwa übersiedelte 1922 auch wegen antisemitischen Mobbings nach New York, und als er 1930 den Medizin-Nobelpreis erhielt, war er US-Staatsbürger.

Landsteiner steht auch beispielhaft dafür, wie schwierig es ist, Nobelpreisträger einem Land zuzuordnen. Der Mediziner war gebürtiger Österreicher, und die Entdeckung der Blutgruppen, für die er den Preis erhielt, war ihm lange vor dem Ersten Weltkrieg in Wien gelungen.

In ihrer neuen Statistik kommt das Nobelpreis-Komitee in Stockholm deshalb auf folgende Zahlen für Österreich: 13 wissenschaftliche Nobelpreisträger wurden innerhalb der Grenzen des heutigen Österreichs geboren, insgesamt 22 in einem Gebiet, das bei ihrer Geburt zu Österreich gehörte. Sechs Forscher waren zum Zeitpunkt der Preisverleihung an einer heimischen Forschungseinrichtung tätig. (Konrad Lorenz war 1973 gerade noch rechtzeitig aus Bayern nach Österreich zurückgekehrt.)

Drei Nobelpreis-Kandidaten

Wie lange es noch dauern wird, bis ein Forscher in oder aus Österreich wieder den wichtigsten Wissenschaftspreis gewinnen wird, weiß naturgemäß niemand außer dem Komitee in Stockholm. Mittlerweile sieht es aber nicht mehr so schlecht aus mit möglichen Kandidaten: Thomson Reuters, Inhaber der größten wissenschaftlichen Zitationsdatenbank, hielt in den letzten Jahren drei österreichische Wissenschafter für nobelpreisverdächtig: die Quantenphysiker Anton Zeilinger und Peter Zoller sowie den Ökonomen Ernst Fehr. Ab Montag wissen wir mehr. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 7.10.2013)