Wien - Der kolumbianische Botschafter in Wien, Freddy Jose Padilla de Leon, wird nach der Veröffentlichung von Vorwürfen der Verwickelung in "Völkerstraftaten" abgezogen. Wie kolumbianische und österreichische Medien berichteten, hat die Präsidentschaftskanzlei in Bogota die Demission des Generals in Ruhe angenommen. Zugleich wies sie Anschuldigungen zurück, Padilla de Leon sei in seiner Rolle als Offizier u.a. für außergerichtliche Exekutionen verantwortlich.

Das Außenministerium in Wien bestätigte am Freitag die Medienberichte, verwies aber darauf, es handle sich um eine turnusmäßige Neubesetzung des Amtes. Maria Angela Holguin von der Kanzlei des kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos erklärte laut heimischen Medien, der Rücktritt des Botschafters habe mit den Vorwürfen nichts zu tun: "Es gibt keinen wie auch immer gearteten Zusammenhang zwischen dem Bericht einer NGO und dem Amtsverzicht von Botschafter Padilla."

Padilla de Leon werden nach noch zu absolvierenden bilateralen Treffen in Österreich Mitte November wieder nach Kolumbien zurückkehren. Er soll seine Demission schon vor einem Monat eingereicht haben, hieß es auf der Nachrichtenseite terra.com.

Systematische Ermordung von Gewerkschaftern

Die Wiener Wochenzeitung "Falter" hatte unter Berufung auf Angaben des European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) berichtet, Padilla habe in seiner Zeit als Armeegeneral die Befehlsgewalt über Truppen gehabt, die sich der systematischen Ermordung von Gewerkschaftern und Menschenrechtsaktivisten schuldig gemacht und Zivilisten ohne Gerichtsurteil getötet hätten. Der seit 2010 als Botschafter in Wien tätige frühere Militär habe die Soldaten dabei gewähren lassen.

Das Dossier von ECCHR zu Padilla umfasst 18 Seiten und enthält noch weitere schwere Anschuldigungen. Die NGO forderte darin zudem von den österreichischen Behörden, gegebenenfalls Ermittlungen aufzunehmen, und vom Außenamt, Padilla zur unerwünschten Person zu erklären.

Nachfolger auch Ex-Militär

Die Regierung in Bogota will als Nachfolger für Padilla erneut einen Ex-Militär bestellen. Man habe bereits um Akkreditierung für den früheren Luftwaffenchef Tito Saul Pinilla gebeten, sagte Außenministeriums-Sprecher Martin Weiss. Die Personalia will man in Wien genau prüfen. Wann es zum Botschafterwechsel komme, sei noch nicht klar. Präsident Santos soll sich angeblich schon vor zwei Monaten entschieden haben, Pinilla nach Wien zu entsenden.

Auch die Botschafter Kolumbiens in Russland sowie Großbritannien treten ab. Mauricio Rodriguez wechsle von London zur Interamerikanischen Entwicklungsbank, sagte Holguin. Gegen den bisherigen Botschafter in Moskau, Rafael Amador, liegen Korruptionsvorwürfe vor. Holguin bestätigte in diesem Fall "Vorermittlungen". Dabei soll es um die Vergabe von Stipendien Amadors gehen und nicht um einen Sexskandal, wie von Medien kolportiert, stellte die Präsidentenmitarbeiterin laut elpais.com.co fest. Während kolumbianische Medien lobende Worte Holguins für Rodriguez und Amador zitierte, war das bei Padilla nicht der Fall. (APA, 4.10.2013)