Feri Thierry bezeichnet sich als "Kind mit Migrationshintergrund".

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"Wir verstehen Politik", lautet der Leitspruch des Politikberatungsunternehmens von Feri Thierry. Und jetzt gibt er ebendiese Firma auf und wechselt in die Politik. Der 40-Jährige wird Bundesgeschäftsführer bei den Neos, die am vergangenen Sonntag auf Anhieb den Sprung ins Parlament geschafft hatten. Politik sei seine große Leidenschaft, sagt Thierry, "mich hat das Fieber gepackt, ich möchte wieder in die Gestaltung gehen".

Politisch sozialisiert wurde Thierry im Umfeld der ÖVP, engagiert hat er sich bereits früh: Mit zwölf wurde er das erste Mal Klassensprecher, mit 16 Schulsprecher. Thierry dockte bei der schwarz geprägten Schülerunion an, deren Bundesobmann er wurde, als Student engagierte er sich bei der Aktions Gemeinschaft. Sein Engagement in der ÖVP führte auch zu heftigen Konflikten: Thierry war Sprecher der Plattform für offene Politik, die sich für die Rechte gleichgeschlechtlicher Paare starkmachte. In der parteiinternen Initiativgruppe fanden sich mit Thierry vier offen schwul lebende Männer, die in der ÖVP ein Umdenken erreichen wollten. Sie konnten keine unmittelbaren Erfolge erzielen, sagt Thierry, aber sie hätten den Boden aufbereitet.

Von Josef Pröll wurde er schließlich in den Perspektivenprozess eingebunden, aber da war Thierry schon aus der Partei ausgetreten. Grund: die Prolongierung der schwarz-blauen Koalition. Im Jänner 2003, am Tag der Angelobung der Regierung von Kanzler Wolfgang Schüssel und Vizekanzler Herbert Haupt, verließ Thierry die ÖVP. Ihm hätte eine Koalition mit den Grünen gefallen.

Thierry wurde Politikberater und Strategieberater, er beriet Grüne, ÖVP und zuletzt die Neos, vor allem aber Unternehmen und Ministerien. Auch der STANDARD steht auf der Referenzliste.

Thierry wurde in Wien geboren, bezeichnet sich aber als "Kind mit Migrationshintergrund": Die Mutter war 1945 aus Tschechien geflohen, der Vater 1956 aus Ungarn. Und der Nachname stammt aus Lothringen.

Hobbys hat Thierry, derzeit als Single unterwegs, keine, aber Leidenschaften: Eine ist Budapest, eine andere elektronische Musik. In Wien ist er öfter im Lokal Grelle Forelle anzutreffen. Dass in der Stadt derzeit ein spannendes Musikfestival stattfindet, das auch ihm gefallen müsste, hat er schon gehört, derzeit aber keine Zeit dafür. Er muss die Firma übergeben, um sich einer alten und neuen Leidenschaft zu widmen, der Politik und den Neos, der pinken Partei. (Michael Völker, DER STANDARD, 5.10.2013)