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Vollkornweckerl statt Weißbrot - Die Vorteile ballaststoffreicher Ernährung liegen für Experten auf der Hand.

Genügend Bewegung senkt das Risiko um zehn Prozent, an Darmkrebs zu erkranken, sagt Thomas Bauernhofer.

Foto: privat

Während Gene eine untergeordnete Rolle spielen, hilft ein gesunder Lebensstil, einer möglichen Erkrankung vorzubeugen. Inwieweit Bewegung hilft und warum Fleisch und kohlenhydratreiche Ernährung Darmkrebs begünstigen, erklärt der Grazer Onkologe Thomas Bauernhofer.

derStandard.at: Wir essen ballaststoffarm und kohlenhydratreich - warum hat das einen Einfluss auf die Entstehung von Darmkrebs?

Bauernhofer: Diese Nahrung verweilt länger im Darm, wodurch gesundheitsgefährdende Stoffe mehr Zeit haben, mit der Darmwand in Wechselwirkung zu treten. Der längere Kontakt fördert die Bildung von Polypen, die eine Vorstufe von Darmkrebs sind. Häufigere Stuhlgänge beugen dagegen einer Erkrankung vor. Wir müssten also mehr Ballaststoffe und mehr ungesättigte, statt gesättigte Fette essen. 

derStandard.at: Wieso gilt Fleisch als Risikofaktor bei Darmkrebs? 

Bauernhofer: Das darf man nicht falsch verstehen: Fleisch an sich ist gesund. Problematisch ist die veränderte Tierhaltung, etwa die Nutzung von Antibiotika, und die Prozesse des Haltbarmachens. Die Fleischzusammensetzung ist nicht mehr die Gleiche, wenn etwa Rinder nur Mais bekommen, aber keinen Grashalm sehen. Wird Fleisch offen gelagert, entstehen oxidierte Fette, die in der Krebsentstehung eine Rolle spielen. 

derStandard.at: Täglich fünf Portionen Obst - hat das einen Einfluss auf eine mögliche Erkrankung?

Bauernhofer: Grundsätzlich ist das ein guter Tipp. Das gilt aber nicht für alle. So sollten etwa Übergewichtige darauf achten, welches Obst sie essen. Äpfel und Birnen etwa sind wegen ihres hohen Fructoseanteils eher ungünstig - Mango, Papaya oder Ananas hingegen vorteilhaft, weil sie wesentlich weniger Fructose enthalten. Diese wird nämlich von keinem Organ verarbeitet, sondern in der Leber zu Fett umgewandelt. Die Speicherung der Fructose ist ein Fettdepot, das dem Cro-Magnon-Menschen über den Winter geholfen hat.

Übergewicht ist allerdings nur einer der Faktoren, das Darmkrebs begünstigt – letztlich ist das Zusammenspiel entscheidend. Denn auch wenn die erbliche Komponente eine untergeordnete Rolle spielt, gilt sie genauso wie Ernährung und Rauchen als ein Puzzlestücke - genauso wie die tägliche Bewegung.

derStandard.at: A propos: Welchen Einfluss hat die körperliche Aktivität auf eine mögliche Darmkrebserkrankung?

Bauernhofer: Wir sind immer noch wie unsere Vorfahren, die Jäger und Sammler waren, gebaut  - und diese haben 14 Kilometer pro Tag zurückgelegt. Bewegung ist daher auch heute noch entscheidend für unsere Gesundheit, nicht nur bei Darmkrebs.

Der Bewegungsmangel ist allgemein für zehn Prozent der vorzeitigen Todesfälle pro Jahr weltweit verantwortlich. Das Risiko, überhaupt an Darmkrebs zu erkranken, kann durch mehr Bewegung um zehn Prozent gesenkt werden. Derzeit bewegt sich ein Österreicher durchschnittlich 700 Meter pro Tag. Das ist zu wenig.

derStandard.at: Müssen wir jetzt also wieder viele Kilometer am Tag zurücklegen?

Bauernhofer: Nein, Leistungssport muss man deswegen nicht betreiben. Laut einer neuen Untersuchung reicht es bereits, ein wenig mehr Bewegung in den Tag einzubauen, etwa manche Wege statt mit dem Auto zu Fuß zurückzulegen, oder Treppen zu steigen statt mit dem Lift zu fahren.

Eine gute Orientierung gibt das sogenannte Metabolische Äquivalent, MET (ein MET entspricht dem Energieverbrauch einer Kilokalorie pro Kilogramm Körpergewicht pro Stunde, Anm. der Redaktion), das für Studien herangezogen wird: Allein durch das Spazierengehen im Durchschnittstempo verbraucht der Mensch drei METs – beim Radfahren sind es etwa sechs bis zwölf METs.

derStandard.at: Gibt es dazu genaue Zahlen, die den Erfolg belegen?

Bauernhofer: Um die Rückfallquote nach einer Operation bei Darmkrebs um immerhin 30 Prozent zu senken, sind 18 METs pro Woche ausreichend. Zum Vergleich: Bei Brustkrebs sind es nur 9 METs. Die regelmäßige Bewegung verhindert das Auftreten von Darmkrebs und das oben angeführte Bewegungsausmaß ist eine gute Orientierung dafür. (Sophie Niedenzu, derStandard.at, 21.10.2013)