Gastein - Europäer wollen mittels "Self-Care" mehr Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen, stehen bei der Umsetzung von mehr Eigenverantwortung aber einer Reihe von Hürden gegenüber. Das zeigt der Self-Care Perception Barometer, eine vom Thinktank Epposi auf dem European Health Forum Gastein präsentierte Untersuchung.

Befragt wurden 2.000 Bürger in zehn EU-Ländern zu Fragen wie Selbstmedikation, Erhalt der persönlichen Gesundheit und dem Zugang zu Informationen und Fähigkeiten, die für das Umsetzen von mehr Eigenverantwortung nötig sind. Das in den vergangen Jahren entwickelte "Self-Care"-Konzept betont die individuelle Verantwortung im Management der eigenen Gesundheit. Es propagiert individuelle Schritte und Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge und Krankheitsvermeidung sowie zum Erhalt der Gesundheit. In diesem Konzept spielen Maßnahmen zu einem besseren Empowerment und dem Schaffen aktiver Bürger eine maßgebliche Rolle.

"Die Untersuchungsergebnisse unterstreichen den eindeutigen Wunsch der Menschen, Self-Care zu nützen, um eine bessere Kontrolle über die eigene Gesundheit und das eigene Wohlbefinden zu erreichen", so Epposi-Chefin Jacqueline Bowman-Busato.

Mangel an Vertrauen

Das Barometer zeigt, dass fast 90 Prozent der Befragten Self-Care als wichtigen Bestandteil der Gesunderhaltung und des Krankheitsmanagements sehen. Trotzdem will die Mehrheit bei Gesundheitsproblemen weiterhin als ersten Schritt ihren Hausarzt konsultieren. Weniger als 20 Prozent führen Lebensstiländerungen durch, noch weniger entscheiden sich für Selbstmedikation. Eine wichtige Ursache für die Kluft zwischen den Wünschen und der Praxis ist ein individueller Mangel an Vertrauen. Obwohl viele Menschen Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen möchten, gab nur einer von sieben an, sich dabei ausreichend sicher zu fühlen.

Eine weitere Ursache war ein Mangel an einfachen Zugängen zu verlässlichen Informationsquellen. Obwohl viele Menschen zuerst bei ihrem Hausarzt Rat für Self-Care suchen, meinten drei Viertel der Befragten, dass viele Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen nicht über ausreichende kommunikative Fähigkeiten verfügen, um ihnen helfen zu können. Eine von fünf Personen nutzt das Internet als erste Informationsquelle. Das sind fast doppelt so viele wie jene, die ihren Apotheker fragen.

Bowman-Busato betont, dass viele dieser Hürden relativ einfach beseitigt werden könnten. "Eine Verbesserung der Gesundheitskompetenz und das Anbieten von qualitätsvoller Information wären sehr geeignete erste Schritte." Bowman-Busato verwies auch auf finanzielle Hürden: "Es sollte sichergestellt werden, dass Self-Care-Produkte und Serviceleistungen leicht zugänglich und leistbar sind. 25 Prozent der Befragten sagten, dass sie die Kosten von Self-Care als Hindernis sahen. Die Regierungen sollten Wege identifizieren, um Self-Care zu fördern, insbesondere in einkommensschwachen Gesellschaftsschichten." Solche Strategien brächten viele Vorteile, insbesondere würden sie den Bürgern erlauben, aktive Mitglieder der Gesellschaft zu bleiben. (red, derStandard.at, 4.10.2013)