Seine letzte Show inszenierte er als großen Abschied: Noch einmal zitierte Marc Jacobs am Mittwochvormittag in seiner Modeschau für Louis Vuitton Höhepunkte der vergangenen Jahre. Da war eine Bahnhofsuhr, da gab es einen Springbrunnen, da waren Aufzüge und Hotelkorridore. Seine Shows für das französische Luxushaus waren schon immer gleichermaßen für die pompösen Inszenierungen wie für die wegweisenden Modekollektionen bekannt.
16 Jahre stand Marc Jacobs an der kreativen Spitze des einstigen Kofferherstellers. Unter seiner Führung mauserte sich die in die Jahre gekommene Marke mit dem berühmten Logo zu einer der wichtigsten Lifestyle-Marken - und zum größten Geldbringer von LVMH, des weltgrößten Luxuskonzerns. 1997 hatte LVMH-Chef Bernard Arnault den 1963 in New York geborenen Designer samt Partner Robert Duffy geholt, um eine Vuitton-Modelinie aufzubauen.
Einstiger Bürgerschreck
Marc Jacobs war zu dieser Zeit zwar ein hoch geachteter Designer, aber auch einer, dem der Ruf eines Bürgerschrecks vorauseilte. Seine legendäre Grunge-Kollektion beendete 1993 seine Zeit als Chefdesigner beim US-Modehaus Perry Ellis, branchenbekannt waren auch seine Drogenprobleme. Die großen Erfolge landete Jacobs bei Vuitton nicht mit Mode-, sondern mit Taschenkollektionen, insbesondere jenen, die in Zusammenarbeit mit Künstlern realisiert wurden.
Sowohl die Kooperationen mit dem Graffiti-Künstler Stephen Sprouse als auch mit dem Japaner Takashi Murakami wurden zu Bombenerfolgen - und ließen die Kassen bei Louis Vuitton klingeln. Bis heute sind die Taschen mit den künstlerisch veränderten LV-Logos Ikonen - in der Mode schaffte es Jacobs dagegen nicht, so etwas wie einen eigenen Vuitton-Stil zu etablieren.
Wollte er vielleicht auch nicht: Ähnlich wie Miuccia Prada stellt Marc Jacobs die Mode jede Saison auf den Kopf - und das sowohl bei Louis Vuitton, wo er einen luxuriöseren Stil pflegt, als auch bei seinem eigenen Label.
Auf dieses will sich der in den vergangenen Jahren wundersam erschlankte und vor Muskeln strotzende 50-Jährige, der derzeit mit dem Ex-Porno-Star Harry Louis liiert sein soll, auch in Zukunft konzentrieren. Gemeinsam mit LVMH plant er den Börsengang. So ganz einfach dürfte Jacobs der Abschied von Louis Vuitton nicht gefallen sein: Die letzte Show war ganz in Schwarz gehalten. Getrennt hat man sich aber in Güte. (Stephan Hilpold, STANDARD, 4.10.2013)