Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Jahr lang bleiben Verbindungsdaten in der NSA-Datenbank "Marina" gespeichert.

Der britische Guardian hat wieder neue Details zum "Prism"-Überwachungsprogramm des US-Geheimdienstes NSA enthüllt. Aus den Dokumenten des Whistleblowers Edward Snowden geht hervor, dass erfasste Verbindungsdaten länger als bisher gedacht auf den Servern der Organisation gespeichert werden.

Marina

"Marina" heißt demnach die Datenbank, in der erfasste Informationen wie Suchanfragen oder der Verlauf von Seitenbesuchen hinterlegt werden. Dabei handelt es sich um sogenannte Metadaten, die festhalten, wer wann was und wo im Netz gemacht hat, ohne dabei konkrete Inhalte wie E-Mail-Texte aufzuzeichnen.

Bislang war man davon ausgegangen, dass die NSA diese nur wenige Wochen hinterlegen würde. Laut Snowdens Dokumenten werden sie jedoch ein Jahr lang aufbewahrt, bevor sie nach 365 Tagen gelöscht werden. Bis dahin können sie jederzeit durchsucht werden. Die Speicherung erfolgt bereits bei der Erfassung und setzt keinen Verdacht voraus. Für die NSA nicht relevante Daten (beispielsweise der Transfer bestimmter Dateien) werden vorab ausgefiltert.

Aus den gewonnenen Informationen werden Kontaktinformationen und ähnliche Inhalte abgefischt und in Sammlungen zu den einzelnen Nutzern hinzugefügt. NSA-Angestellte mit Zugriff auf die Datenbank können die Informationen in diverse Formate exportieren und von der Datenbank-Applikation selbst bereits Flussdiagramme zur Visualisierung ihrer Kommunikation anfertigen lassen.

NSA könnte Hälfte der Netzkommunikation erfassen

Die NSA hat ihrerseits betont, nur 1,6 Prozent der weltweiten Kommunikation im Netz zu sehen und davon wiederum nur 0,025 Prozent genauer zu untersuchen. Folglich werden angeblich nur 0,00004 Prozent tatsächlich ausgewertet.

An diesen Angaben zweifeln Experten allerdings. Da viele Übertragungen von den Filtern der NSA bereits vorab aussortiert werden, könnten laut Journalismusprofessor Jeff Jarvis ein Anteil von 1,6 Prozent bereits einen bedeutenden Teil der Kommunikation erfassen.

Denn gemäß einer Messung von Sandvine besteht alleine 72,5 Prozent des globalen Datenverkehrs aus Echtzeitunterhaltung und P2P-.Filesharing, Kommunikation über das HTTP-Protokoll macht in den USA nur einen Anteil von 2,9 Prozent aus. Möglicherweise könnte die NSA also bereits gut die Hälfte der Netzkommunikation "berühren". Dazu betreibt man auch eine Datenbank namens "Mainway", die für die Hinterlegung von Telefonie-Verbindungsdaten genutzt wird.

Geheimdienst weicht Fragen aus

Fragen dazu wollte die NSA gegenüber dem Guardian nicht konkret beantworten, stattdessen lieferte der Geheimdienst eine Beschwichtigung bezüglich seiner Mission. Man verweist darauf, dass man sich korrekt an US-Gesetze hält und alle Abläufe vom obersten Staatsanwalt und dem Verteidigungsminister genehmigt sind.

"Wir wissen, es gibt die falsche Wahrnehmung, die NSA würde bei Telefonaten mithören und die E-Mails des durchschnittlichen Amerikaners lesen, um ungesetzlicherweise US-Bürger zu beobachten. Das ist nicht der Fall", so eine Mitteilung. Die Aktivitäten der NSA würden sich ausschließlich gegen ausländische Ziele richten, um das Land und seine Interessen vor Terrorismus und anderen Gefahren zu bewahren. (Red, derStandard.at, 02.10.2013)