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Hulk beißt sich an den Veilchen die Zähne aus.

Foto: AP

Wer für die Innenverteidigung die Wahl zwischen Lukas Rotpuller und Christian Ramsebner hat, wenn Kaja Rogulj verletzt ausfällt, tut sich bei allem Respekt vor den Genannten schwer, optimistisch in ein Gastspiel beim russischen Vizemeister zu gehen. Coach Nenad Bjelica, der den Optimisten nur mit Mühe mimte, entschied sich für Ramsebner.

Damit kam der 24-Jährige in seinem ersten Pflichtspiel für die Austria quasi wie die Jungfrau zu Aleksander Kerschakow. Aber nicht der Rekordtorschütze der russischen Premjer-Liga oder dessen wuchtiger brasilianischer Sturmpartner Hulk kam zum ersten Torschuss im nicht ganz vollen Petrowski Stadion, sondern Austrias Tomas Simkovic, der einen Freistoß nach Foul an Daniel Royer knapp über die Latte setzte (4.).

Der flotte Royer und Solostürmer Philipp Hosiner sollten auch in der Folge der zunehmend umklammerten Austria Momente der Erleichterung verschaffen. Zenit, nach dem 1:3 bei Atletico Madrid zum Auftakt der Gruppenphase etwas unter Zugzwang, dominierte auch ohne Andrej Arschawin, den Trainer Luciano Spalletti auf der Bank ließ.

Austria in der Defensive aufopfernd

Glück bei einem Stangenschuss von Hulk (12.), fast schon heroische Arbeit von Kapitän Manuel Ortlechner im Abwehrzentrum und der tadellose Heinz Lindner, der hielt, was zu halten war, bescherten der Austria eine Halbzeit ohne Gegentor. Das war angesichts der Vorzeichen - peinliche Niederlagen im Vorfeld (Kalsdorf! Admira!) und etliche Ausfälle - weit mehr, als zu erwarten gewesen war.

Gänzliches Unerwartetes ließ noch vor Seitenwechsel das Licht der Hoffnung aufglimmen. Der deutsche Schiedsrichter Deniz Aytekin zeigte dem Belgier Axel Witsel zu dessen Verblüffung und zur Empörung der Zuseher nach einem normalen Foul an Florian Mader im Mittelkreis die Rote Karte (44.).

Ausschluss als Erleichterung

Diese Fehlentscheidung gab den Wienern, die schon bis dahin gut dagegen gehalten hatten, den entscheidenden Schub. Nach Wiederbeginn hing der Ausgang der Partie auch deshalb in Schwebe, weil auch andere Austrianer als Royer und Hosiner Akzente zu setzen versuchten. Ramsebner sah wohl mit Genugtuung den Austausch Kerschakows, aber auch Arschawin, der kleine Zar, konnte Zenit nicht den Heimerfolg sichern.

Chancen gab es in einer heißen Schlussphase auf beiden Seiten. Zweimal scheiterte Hulk, der insgesamt aber gefährlicher wirkte, als er tatsächlich war. Ja die Austria, in der Ortlechner in seinem 29. Europacupspiel überragte, hatte durch einen Kopfball Hosiners und einen Schuss von Markus Suttner sogar die Chancen auf die totale Sensation.

"Karte hat uns sehr geholfen"

Während Zenit unter einem Pfeifkonzert abtrat, konnten die Austrianer ihr Glück gar nicht so recht fassen. "Das war eine tolle Leistung der Mannschaft, die Rote Karte hat uns sehr geholfen", sagte Kapitän Ortlechner. Intern sei man trotz der vergangenen Rückschläge ruhig geblieben. "Ich habe an meine Mannschaft geglaubt, ich vertraue ihr", sagte Coach Bjelica. "Dafür, dass uns ein Debakel vorhergesagt worden ist, haben wir uns gut gehalten."

Die Austria liegt vor dem nächsten Auftritt am 22. Oktober daheim gegen Atletico weiter an dritter Stelle der Gruppe G. Und ja, sie ist um 500.000 Euro Prämie und Selbstvertrauen reicher. (Sigi Lützow aus St. Petersburg, 1.10.2013)

Champions League, 2. Spieltag, Gruppe G, Dienstag

FC Zenit St. Petersburg - FK Austria Wien 0:0
Petrowski-Stadion, 20.000 Zuschauer, SR Aytekin (GER)

Zenit: Lodygin - Anjukow (86. Criscito), Hubocan, Lombaerts, Smolinkow - Fajzulin, Witsel - Hulk, Schatow (50. Schirokow), Danny - Kerschakow (65. Arschawin)

Austria: Lindner - Koch, Ramsebner, Ortlechner, Suttner - Holland, Mader - Royer (57. Murg), Simkovic, Leovac (81. Okotie) - Hosiner (92. Kienast)

Rote Karte: Witsel (44., Foul)

Gelbe Karten: Smolnikow, Hubocan bzw. Royer, Leovac, Ramsebner