Wien - Wer in Österreich älter als 50 ist und keine Arbeit hat, tut sich zunehmend schwer, eine bezahlte Stelle zu ergattern. Das hat sich in den Vormonaten schon abgezeichnet und fand im September eine Fortsetzung. Insgesamt ist die Zahl der Arbeitslosen um 13,8 Prozent auf fast 336.000 Personen gestiegen, so viele wie noch nie zu Herbstbeginn in Österreich. Den größten Anstieg gab es mit 24,9 Prozent in der Generation 50 plus.

Die angespannte Situation am Arbeitsmarkt wird nach Einschätzung von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SP) noch einige Zeit bestehen bleiben. "Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beginnen sich aber zu stabilisieren, was sich ab kommendem Jahr auch positiv auf dem Arbeitsmarkt auswirken wird", machte der Sozialminister am Dienstag bei der Präsentation der Arbeitsmarktzahlen für September Hoffnung auf mittelfristige Besserung.

Tatsache ist, dass Monat für Monat mehr Arbeitsplätze dazukommen. So ist die Zahl der unselbstständig Beschäftigten im September um 0,4 Prozent auf 3,522 Millionen gestiegen. Die Zunahme an Arbeitsplätzen reicht aber nicht, um den steigenden Bedarf an Arbeitsplätzen zu decken.

Die Arbeitslosenzahlen gehen in Österreich seit mittlerweile mehr als zwei Jahren kontinuierlich nach oben, Wirtschaftsforscher waren anfangs verwundert, wie lange sich Österreich vom Wirtschaftseinbruch im Rest Europas abkoppeln konnte. Das ist nun Schnee von gestern.

Ausländer stark betroffen

Während in anderen Ländern vor allem Jugendliche Schwierigkeiten haben, einen Job zu finden, sind es in Österreich neben den reiferen Jahrgängen vor allem Menschen mit Behinderung (plus 24,3 Prozent) sowie Ausländer (plus 22 Prozent), die in die Arbeitslosenfalle tappen. Entspannung ist hier kurzfristig nicht in Sicht.

So hat allein die Alterung der Erwerbsbevölkerung nach Angaben des Sozialministeriums dazu geführt, dass Ende September gut 50.000 ältere Arbeitskräfte zusätzlich auf den Arbeitsmarkt gekommen sind. Zudem führe die weiter steigende Erwerbsbeteiligung der Frauen ebenfalls zu erhöhter Nachfrage nach Arbeitsplätzen.

Auch im September hat die Arbeitslosigkeit unter Männern (plus 15,1 Prozent) stärker zugenommen als unter Frauen (plus 12,9 Prozent). Besonders betroffen von Arbeitslosigkeit war erneut die Baubranche (plus 20,2 Prozent). Beim Handel waren es 16,3 Prozent, im Gesundheits- und Sozialwesen 16,2 Prozent). Zeitarbeitsfirmen verzeichneten eine Zunahme der Arbeitslosigkeit um 10,2 Prozent,

Dennoch ist Österreich mit einer Arbeitslosenquote von 4,9 Prozent (plus 0,8 Prozentpunkte) im europäischen Vergleich noch immer die Benchmark, an der sich andere messen. Grüne und Arbeiterkammer fordern die Einführung eines Bonus-Malus-Systems. Unternehmen, die wenig bis kaum Mitarbeiter über 50 einstellen, sollen eine Art Strafe zahlen; Firmen, die ältere Mitarbeiter einstellen, sollen einen Bonus erhalten. (Günther Strobl, DER STANDARD, 2.10.2013)