Wenn es um einen als mitteilungsbedürftig bekannten Zeitgenossen ruhig wird, dann muss etwas im Busch sein. Seit Februar 2010 widmet sich Vokal-Trombonist Bertl Mütter dem künstlerischen Doktoratsstudium, das kurz zuvor an der Kunstuniversität Graz eingeführt worden war. Während eine gewisse künstlerische Vita Grundvoraussetzung ist, wird die Dissertation selbst in Modulen erstellt: Mütter hat sich in den letzten Jahren in Kompositionen, Essays, Vorträgen, Lecture-Performances und Aufführungen (dsudl bei der Styriarte 2011) aus verschiedenen Richtungen dem Thema "Das Geräusch-das-man-macht-bevor-man-anfängt-zu-dichten - Vom Suchen, Finden, Erfinden, Entdecken des Klangs" angenähert. Die elf Module sind in ebenso vielen Büchlein dokumentiert, die - selbst produziert und verlegt - bei Mütter käuflich zu erwerben sind. Am 11. Oktober steht nun das - öffentliche - Rigorosum an, das erste seiner Art im deutschen Sprachraum. Mütter will den Akt der Defensio selbst zum Thema machen, inklusive einer "rüpelhaften Selbstbezichtigung". Schon im Vorfeld wird Mütter im Wiener Porgy & Bess quasi zum Aufwärmen die Themen "Übers Erfinden" und "Zweifellose Beantwortung der Frage nach dem Irrtum in der Kunst" in performativen "Sprach- und Klangreden" erörtern. (felb, DER STANDARD, 2.10.2013)