Der Neos-Gründer Matthias Strolz hat so eine etwas überdrehte Motivationsseminar-Begeisterung, der man nicht zu oft ausgesetzt sein will. Aber andererseits braucht man diese, auch am "Runden Tisch" sichtbare, leicht manische Energie, wenn man, wie Strolz, aus dem Nichts, gegen alle Skepsis und Apathie, in Österreich eine gesellschafts- und wirtschaftsliberale Partei gründet - und auf Anhieb ins Parlament kommt.

Auf den Überzeugungspartys in Privathäusern, mit denen die Neos überhaupt erst Interessenten gesammelt haben, herrschte ein gewisser Typ vor: mittlere bis höhere Angestellte, Freiberufler, Selbstständige, Einpersonenunternehmer. Oft weiblich, zwischen 30 und 50, recht erfolgreich, aber unzufrieden. Angeödet vom antiliberalen, zugleich selbstzufriedenen und erfolglosen Biedersinn der jetzigen ÖVP. Beunruhigt von der Zukunftsuntauglichkeit der Regierenden insgesamt. Abgestoßen von der FPÖ. Enttäuscht von den Grünen und deren Fremdeln bei Wirtschaftsthemen.

Die Neos sind Ex-ÖVP-Wähler, denen die Volkspartei zu "rechts", und Ex-Grün-Wähler, denen die Grünen zu "links" (geworden) sind. Was werden sie mit dem Erfolg machen? In die Regierung kommen, was sie stark anstreben, werden sie wohl nicht. Im Hintergrund gibt es auch Ansätze für Richtungskämpfe. Vorläufig sind sie eine Stimme für etwas, das vorher keine Vertretung hatte: ein modernes, liberales Bürgertum. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 1.10.2013)