Burgenland folgt dem Trend, aber schaumgebremst

Es ist alles eine Frage der Relativität. Und so gesehen "hätte es schlimmer kommen können", meinte eine optimistische junge Dame im SPÖ-Büro. Und so meinte es auch Hans Niessl, ihr Landeshauptmann. Im Vergleich sei das Burgenland politisch immer noch stabil. Beinahe wäre sich sogar das Erreichen des Wahlziels - 40 Prozent plus - ausgegangen. "Wir sind aber immer noch die stärkste Landesgruppe der SPÖ.

Man muss eben auch mit den kleinen Trostpflastern vorliebnehmen können. Der ÖVP mit ihrem Wahlziel 30 plus blieb freilich auch das nur sehr eingeschränkt. Die Stimmung in der traditionellen Wahlbeobachterrunde im Büro von Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Steindl war schon am Nachmittag gedämpft und fatalistisch bis trotzig.

Man frug und frug sich nach dem Warum. Franz Steindl ortete einen Wählerverdruss wegen des enervierenden Blockademechanismus in der großen Koalition. Der burgenländische ÖVP-Chef erklärte dezidiert, dass sich das hinkünftig nicht ändern solle, sondern müsse. Oswald Klikovits, der parlamentarische Wehrsprecher der Schwarzen, konnte sich keinen Reim auf einzelne Ortsergebnisse machen, "da ist überhaupt keine Logik drin".

Den originellsten Schluss zog Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich. Schuld am neuerlichen Höhenflug der Blauen sei "natürlich schon auch die Politik", aber sehr wohl "auch die Medien, vor allem die linken, die die FPÖ raufschreiben" würden.

Mit solch analytischen Sorgenfalten wollten die Hinaufgeschriebenen sich freilich nicht herumschlagen. Burgenlands FP-Parteichef Johann Tschürtz, der im Frühsommer einen innerparteilichen Grabenkampf auszufechten hatte, war sichtlich baff. "Wenn ich ehrlich bin: Damit habe ich wirklich nicht gerechnet." Tschürtz aber meinte damit nicht das burgenländische Ergebnis, das, wie alle anderen Parteianteile auch, schaumgebremst den Bundestrend widerspiegelt.

Die Grünen, die im Burgenland zum zweiten Mal mit der jungen, ambitionierten Umweltsprecherin Christiane Brunner in die Wahl gezogen waren, haben auch zugelegt. Ein bisserl. Brunner aber möchte sich das Wahlergebnis dennoch nicht vermiesen lassen: "Wir sind die einzige Partei, die das historisch beste Ergebnis eingefroren haben. Ich bin sehr zufrieden."

Das ist klarerweise auch Rouven Ertlschweiger, Stronachs pannonischer Spitzenkandidat. Er hat mit seinem aus dem Boden gestampften Team im Bundesschnitt abgeschnitten.

Kleine Freuden

Mangels großer Freude labten Rot und Schwarz sich an den kleinen Dingen eines Wahlsonntags, den Ortsergebnissen. Im Landeshauptmannbüro verwies man zum Beispiel gerne auf das Ergebnis der Stadt Güssing, wo die SPÖ, wie schon bei den Gemeinderatswahlen im Vorjahr, die seit Ewigkeiten dominante ÖVP überholte.

Die wiederum genoss den Blick auf das Ergebnis aus der Neusiedler-See-Gemeinde Donnerskirchen, wo man die Roten von 37,6 auf 30,5 Prozent drücken konnte. Selber legte man dort von 30 auf mehr als 35 Prozent zu.

Die von Oswald Klikovits gesuchte Logik findet sich freilich auch in diesen kleinen Dingen nicht. Das Burgenland in der Nationalratswahl 2013 - ein Bundestrendsetter mit reichlich Lokalkolorit.

SP erobert auch bei Bundeswahl in Kärnten Platz eins zurück, Freiheitliche landen auf dem zweiten Platz

In Kärnten wird nach der großen Wende bei der Landtagswahl 2013 ein weiteres Mal umgefärbt. Statt Blau ist auch bei der Bundeswahl wieder Rot die vorherrschende Farbe. Die Kärntner SPÖ hat damit ihr vorrangiges Wahlziel, wieder stimmenstärkste Partei zu werden, klar erreicht.

Bis zuletzt war es allerdings eine Zitterpartie, ob die SPÖ in Kärnten auch die erhoffte 30-Prozent-Marke überspringen würde. Das gelang schließlich mit insgesamt 32,5 Prozent. Gegenüber dem Traumergebnis der Landtagswahl (37 Prozent) blieb man jedoch auch in Kärnten klar zurück.

Bei der Nationalratswahl 2008 war es Jörg Haider als Spitzenkandidat des von ihm neu gegründeten BZÖ gelungen, ein Spitzenergebnis von 38,5 Prozent einzufahren. Diese rund 133.000 Stimmen galt es diesmal zu verteilen - vor dem Hintergrund der Spaltung von Haiders politischer Erbmasse in die heutige FPÖ und das Haider treu gebliebene BZÖ.

Die FPÖ - und das ist die große Überraschung in Kärnten - schaffte es nach ihrem Absturz bei der Landtagswahl (16,8), wieder auf 18,6 Prozent zu kommen. Damit matchte sie sich mit der Kärntner Volkspartei um Platz zwei, um das Duell schließlich recht klar für sich zu entscheiden.

Die Kärntner Schwarzen haben gegenüber 2008 nur leicht dazugewonnen und halten bei 14,9 Prozent.

Damit hat auch Kärnten wie auf Bundesebene mit SPÖ, FPÖ und ÖVP erstmals drei annähernd gleich starke Mittelparteien. Die Grünen haben sich in Kärnten mit elf Prozent fast verdoppelt. Den starken Rückenwind der Landtagswahlen (zwölf Prozent) konnten die Grünen dabei fast zur Gänze mitnehmen.

Während das BZÖ bundesweit um sein Überleben kämpfen musste, erreichten die Orangen in Kärnten immerhin 11,1 Prozent. In Stall im Mölltal wurde das BZÖ mit 26,1 Prozent sogar stimmenstärkste Partei.

Das Team Stronach blieb mit sieben Prozent deutlich unter seinen Erwartungen und konnte auch nicht mehr an seinen Erfolg bei der Landtagswahl 2013 herankommen. Die Neos blieben mit knapp 3,6 Prozent weit abgeschlagen.

Niederösterreich: ÖVP verliert auch leicht in ihrem Kernland

In kleinen Gemeinden fuhr die ÖVP in Niederösterreich noch Gewinne ein, insgesamt verlor sie aber leicht. Etwas größer waren die Verluste der SPÖ.
Die FPÖ legte weniger zu als im Bundestrend.

In Niederösterreich war die ÖVP nach der Landtagswahl im März in Feierlaune – nachdem die absolute Mehrheit (trotz leichter Verluste) verteidigt worden war. Als am Sonntag rund die Hälfte der Gemeindeergebnisse vorlag, wäre für die Volkspartei in Niederösterreich noch ein Plus von sieben Prozent vorgelegen. In den kleinen Gemeinden im ländlichen Raum hatte das Mobilisieren der Wähler offenbar gut funktioniert. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe war das Plus laut Hochrechnung allerdings zur Gänze dahingeschmolzen: Auf ein Minus von 1,6 Prozent.

Der SPÖ, die schon im März bei der Landtagswahl eines ihrer historisch schlechtesten Wahlergebnisse in dem Land hinnehmen hatte müssen, bescherte auch der Sonntag Verluste (um etwas mehr als 2 Prozent). Selbst in traditionell starken Gemeinden konnte das Minus groß sein: In Brand-Nagelberg (Bezirk Gmünd) mit 1420 Wahlberechtigten, wo 2008 mit fast 60 Prozent Zustimmung das beste Ergebnis der SP in Niederösterreich vorlag, verloren die Roten 5,7 Prozent der Stimmen.

FPÖ wie auch Grüne tun sich in Niederösterreich traditionell schwer damit, bei Wahlen weitflächig Boden zu gewinnen. Im März hatte die FP bei der Landtagswahl herbe Verluste hinnehmen müssen, danach hatte Walter Rosenkranz von Barbara Rosenkranz (die nicht mit ihm verwandt ist) die Parteispitze übernommen. Am Sonntag legten die Blauen in Niederösterreich leicht zu (1,6 Prozent nach letztem Stand).

In einer ihrer Hochburgen verlor die FPÖ aber deutlich: Hatten 2008 in Blindenmarkt im Bezirk Melk noch rund 36 Prozent ihr Kreuz bei den Blauen gemacht, waren es diesmal 8,2 Prozent weniger. Dort war das Team Stronach für niederösterreichische Verhältnisse relativ stark: 5,6 Prozent wählten es dort. Deutlich bessere Ergebnisse erzielte es nur selten: In Frank Stronachs Wohnsitz Oberwaltersdorf waren es zwar 11,2 Prozent, zur Landtagswahl waren es dort noch mehr als doppelt so viel. Die niederösterreichischen Grünen hatten sich im März als einzige Landtagspartei über Zugewinne (in der Höhe von 1,2 Prozent) freuen können. Sie stagnierten diesmal (bei 8,8 Prozent).

Die Wahlbeteiligung war bei frischen zehn Grad und wechselhaftem Wetter unterschiedlich. Im Bezirk Gmünd im Waldviertel, einem traditionell starken Bezirk für Rot und Schwarz, gingen um fast 13 Prozent weniger Menschen zu den Urnen. Insgesamt waren 1,3 Millionen Niederösterreicher wahlberechtigt.

 

Oberösterreich: FPÖ und Team Stronach als große Gewinner, SPÖ verliert

Der bundesweite Trend hat sich in Oberösterreich fast nahtlos fortgesetzt. Die FPÖ ist mit 22,3 Prozent und damit einem Plus von 3,3 Prozentpunkten im Vergleich zur Nationalratswahl 2008 einer der klaren Wahlsieger im Land ob der Enns. "Ich bin überglücklich. Die Nächstenliebe hat sich, wie immer im Leben, ausgezahlt. Wir sind der klare Wahlsieger - und vor allem haben wir gerade im ländlichen Raum stark zugelegt, das ist absolut historisch", zeigt Oberösterreichs FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner in einem ersten Gespräch nach der Wahl mit dem Standard hörbar zufrieden.

Das zweite deutliche Plus gehört einem Neueinsteiger: Das Team Stronach verbucht in Oberösterreich 4,8 Prozentpunkte auf der Habenseite. Die Neos konnten nur 3,7 Prozent einfahren.

Doch damit ist man auch schon am Ende der Siegerstraße angekommen. SPÖ und ÖVP konnten beide keine neuen Wähler gewinnen. Wobei die schwarzen Verluste mit einem Minus von 1,3 Prozentpunkten (25,2 Prozent) deutlich geringer ausgefallen als die der SPÖ (27,5 Prozent, minus drei Prozentpunkte). Oberösterreichs SP-Chef Josef Ackerl zieht trotz deutlicher Verluste im Standard-Gespräch eine weitgehend positive Bilanz: "Wir liegen über dem Ergebnis der letzten Landtagswahl. Und es ist natürlich logisch, dass ein Antreten von sehr vielen Parteien vor allem den Großparteien Verluste beschert." Ob Werner Faymann als SP-Obmann jetzt weiter unumstritten sei? Ackerl: "Etwas Sinnloseres als eine Obmanndebatte kann ich mir jetzt nicht vorstellen."

Spannend ist, dass sich ausgerechnet die Grünen, denen für ihre langjährige Regierungsbeteiligung zumeist ein positives Zeugnis ausgestellt wurde, mit einem Plus von 1,3 Prozentpunkten (11,2 Prozent) kaum vom Fleck bewegten. Das BZÖ zerbröselt auch in Oberösterreich: 3,6 Prozent bedeuten ein Minus von 5,5 Prozentpunkten.

ÖVP, SPÖ, FPÖ in Salzburg fast gleichauf

Die Freiheitlichen sind auch in Salzburg die klaren Wahlsieger. Mit 22,3 Prozent und einem Plus von 4,6 Prozentpunkten laut vorläufigem Endergebnis gegenüber der Nationalratswahl 2008 haben die Blauen zur ÖVP von Landeshauptmann Wilfried Haslauer schon beinahe aufgeschlossen. Die ÖVP hat am Sonntag 2,7 Prozentpunkte verloren und hält nun bei 26,4 Prozent.

Noch näher ist die FPÖ den Sozialdemokraten gerückt. Die bei den Landtagswahlen im Mai schwer geschlagene SPÖ konnte sich mit 23,3 Prozent (minus 0,5 Prozentpunkte gegenüber der Nationalratswahl 2008) zwar stabilisieren, der Vorsprung auf die FPÖ beträgt aber gerade noch ein Prozentpunkt.

Noch deutlicher wird der Gleichstand zwischen den drei Parteien bei der Mandatsverteilung: Schwarz, Rot und Blau werden voraussichtlich je zwei Abgeordnete in den Nationalrat entsenden, wobei ein Mandat von der ÖVP zur FPÖ wandert.

Die Grünen, seit kurzem erster Juniorpartner der ÖVP in der Landesregierung, können ihr Mandat halten, blieben aber mit 13,7 Prozent und einem Plus von 1,9 Prozentpunkten etwas hinter ihren eigenen Erwartungen. Deutlich verfehlt hat das Team Stronach das selbstgesteckte Wahlziel von zehn Prozent. Mit 5,2 Prozent liegt die kleinste der drei Landesregierungsparteien nur wenig vor den Neos (4,4 Prozent).

SPÖ hält Stadt Salzburg

Deutlich anders ticken die politischen Uhren in der Landeshauptstadt Salzburg, wo im März kommenden Jahres ein neuer Gemeinderat und der Bürgermeister gewählt werden. Hier konnte die SPÖ von Bürgermeister Heinz Schaden Platz eins halten (24,2 Prozent). Auf Platz zwei folgt bereits die FPÖ mit 20 Prozent (plus zwei Prozentpunkte), dicht gefolgt von den Grünen mit 19,4 Prozent. Die ÖVP musste mit 4,1 Prozent ein deutliches Minus hinnehmen und liegt mit 19,4 Prozent ex aequo auf Platz drei.(DER STANDARD, 30.9.2013)

Steiermark: Rebellische Bürgermeister machen die grüne Mark blau

Die rot-schwarze Steirer-Regierung bekommt die Rechnung für ihre "Reformpartnerschaft ": Die FPÖ ist erstmals mit 25,1 Prozent Erste, knapp gefolgt von der SPÖ mit 24 und ÖVP mit nur mehr 20,8 Prozent. Frank Stronach landet knapp vor den Grünen. Irgendwer von den Herrschaften wird den Hut nehmen müssen", sagte Florian Taucher ÖVP-Bürgermeister der Gemeinde Höf-Präbach und Sprecher der Initiative gegen Zwangsfusionen, der 121 der 539 steirischen Gemeinden angehören, am Sonntag.

Die Bürger in seiner Gemeinde gingen zwar zur Wahl wie immer. Aber sie wählten nicht wie immer: 22 Prozent verlor die ÖVP allein hier. "Hermann Schützenhöfer muss zurücktreten, er hat uns nicht ernst genommen", setzt Taucher nach. Eine Kampfansage an den steirischen ÖVP-Chef und Vize von SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves.

In den anderen widerständigen 120 Gemeinden sieht es nicht viel besser aus: Die rot-schwarzen "Reformpartner", wie sich Voves und Schützenhöfer selbst titulierten, wurden abgewählt. Großer Gewinner ist die FPÖ, die in der Steiermark insgesamt sogar erstmals auf Platz eins katapultiert wurde, während sie bis 2010 nicht einmal im Landtag vertreten war.

In Markt Hartmannsdorf, der Gemeinde eines weiteren rebellierenden ÖVP-Bürgermeisters, ein ähnliches Bild: 15 Prozent büßte die ÖVP hier ein, fast fünf die SPÖ, 9,5 gewann die FPÖ.

In Etmißl kämpfte SPÖ-Ortchef Hans Jobstmann gegen die Fusionen: Das Ergebnis: minus 16,39 für die SPÖ, minus 8,9 für die ÖVP, fast plus 17 für die FPÖ. Auch die Landtagsabgeordneten seien schuld, kritisiert Taucher im Standard-Gespräch: "Sie haben uns nicht vertreten." Dass die Leute nun großteils zur FPÖ wechselten, sei eine "reine Protestaktion".

Doch auch in Graz wurde die FPÖ Erste mit über 20 Prozent. Die Bürgermeister-Partei ÖVP ist nur mehr Vierte mit 16 Prozent. Die Grünen legten in der Steiermark insgesamt 1,1 Prozent auf 9,6 zu, machten aber in Graz Platz zwei mit 20,4 - nur 0,4 Prozent hinter der FPÖ. Frank Stronach wählten in seinem Heimatbezirk Weiz 15 Prozent. Die KPÖ legte ein halbes Prozent zu.

Tiroler ÖVP gegen den Strom

Tirol ist ein bisschen anders. Im heiligen Land legte die Volkspartei ganz wider den Bundestrend zu. Mit einem Plus von 1,3 Prozentpunkten schaffte die ÖVP mit dem amtierenden Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle als Spitzenkandidat 32,4 Prozent. In seiner Heimatgemeinde Telfes erreichte Töchterle ein Plus von 4,2 Prozentpunkten und mehr als 40 Prozent.

Landeshauptmann Günther Platter zeigte sich enttäuscht über das Bundesergebnis, das Abschneiden im Land sei "respektabel". Die Volkspartei musste hinnehmen, dass die Freiheitlichen zweitstärkste Partei mit 20,2 Prozent wurden. FPÖ-Spitzenkandidat Peter Wurm hatte 20 Prozent als Grund zum Feiern genannt.

Die ÖVP legte in manchen Bezirken, wie dem Bezirk Reutte, deutlich mehr zu als die FPÖ. Kräftig dazugewinnen konnten die Freiheitlichen im stimmenstarken Bezirk Schwaz mit einem Plus von 4,2 Prozentpunkten.

Die Grünen, auf Landesebene Regierungspartner der Volkspartei, machten mit Spitzenkandidat Georg Willi ein Plus von drei Prozentpunkten auf 14,1 Prozent. Mit Willi kommt ein profilierter Umweltpolitiker in den Nationalrat, der fast 20 Jahre lang im Tiroler Landtag saß. In der Landeshauptstadt Innsbruck landeten die Grünen sogar vor allen anderen auf dem ersten Platz.

SPÖ-Spitzenkandidatin Gisela Wurm konnte mit 18,5 Prozent den Stand von 2008 hauchdünn erhöhen (plus 0,5 Prozentpunkte). Die Sozialdemokraten kamen in den meisten Bezirken mit einem knappen Plus, aber Stimmenverlusten davon.

Gerhard Huber, BZÖ-Spitzenkandidat, war vor der Wahl überzeugt, den Wiedereinzug ins Parlament "locker zu packen". Seine Partei stürzte aber von 9,7 Prozent auf 3,1 Prozent ab. Enttäuschend das Ergebnis auch für das Team Stronach: Frontmann Fritz Jenewein wollte 14 und bekam 5,7 Prozent.

Die Neos mit der Psychologin Brigitte Gerhold an der Spitze kamen in Tirol auf 4,7 Prozent.(DER STANDARD, 30.9.2013)

Vorarlberg: Neos mit viel Westwind, Volkspartei verliert

Der große Gewinner in Vorarlberg ist Matthias Strolz. Er schaffte mit der neuen Partei Neos auf Anhieb 13,2 Prozent. Im Klostertal, der Heimat des in Wien wohnenden Parteigründers, räumten die Neos ab: 39,9 Prozent in Dalaas, 32,4 Prozent in Klösterle. Das zweistellige Ergebnis ist für Strolz "ein sensationelles Ergebnis" und sei dem Einsatz und der Fachkompetenz des Spitzenkandidaten Gerald Loacker (ein früherer ÖVP-Mann) geschuldet. Ob die Neos bei der Landtagswahl im Herbst 2014 antreten werden, stehe noch nicht fest, sagte Strolz zum Standard.

Der Erfolg der Neos war vor allem für die Volkspartei, die 5,2 Prozentpunkte verlor, mit 26,1 Prozent aber immer noch stärkste Partei ist, ein Schock. In der ÖVP weiß man, dass die neue Partei vor allem den liberalen Teil ihres Wirtschaftsflügels anspricht.

Schlecht erging es der Volkspartei in der Landeshauptstadt. Mit 20,4 Prozent landete sie nur auf Platz drei. Stärkste Partei ist die SPÖ mit 21,4 Prozent, dann kommen die Freiheitlichen mit 20,6 Prozent. Die Grünen, Regierungspartner der ÖVP im Stadtparlament, kamen auf 16,9 Prozent und verloren damit 1,7 Prozentpunkte.

ÖVP-Klubbbmann Karlheinz Kopf erlitt in seiner Heimatgemeinde Altach eine harsche Niederlage. Seine Partei verlor dort acht Prozentpunkte, mit 22,5 Prozent liegt sie nur noch knapp vor den Grünen, die 20,4 Prozent machten. Grünen-Spitzenkandidat Walser stammt ebenfalls aus Altach. Die FPÖ legte in Altach um 2,5 Prozentpunkte auf 19,3 Prozent zu. Die Neos schafften in Altach auf Anhieb 14,8 Prozent. Kopf zum Wahlausgang auf Bundesebene: "So kann man nicht weitermachen, wir brauchen inhaltliche Veränderung."

Zweite Sieger am Sonntag waren die Freiheitlichen. Die FPÖ schaffte landesweit ein Plus von 5,1 Prozentpunkten auf 21, 2 Prozent. Spitzenkandidat Walter Themessl hat damit sein Ziel, 20 Prozent, geschafft. "In 13 Gemeinden sind wir nun die stärkste Kraft", freute sich Parteichef Dieter Egger.

Die SPÖ muss mit 13,5 Prozent (ein Verlust von 0,6 Prozentpunkten) das schlechteste Ergebnis bei Nationalratswahlen hinnehmen. Kein Ticket nach Wien aus Vorarlberg bekommt das BZÖ. Die Partei zerbröselte, stürzte um 10,3 Prozentpunkte ab und erreichte nur noch 2,5 Prozent. Ob Christoph Hagen - früher BZÖ, ganz früher FPÖ, nun Team Stronach - im Nationalrat bleiben kann, steht noch nicht fest. Stronach kam in Vorarlberg auf 5,4 Prozent.

Über 20 Prozent war das Wahlziel der Grünen, die 2008 mit 17,2 Prozent auf Höhenflug waren. Sie erreichten 15,8 Prozent. Für die Grünen besonders bitter: Ihr Landessprecher und Landtags-Klubobmann Johannes Rauch teilte am Wahlsonntag mit, wegen Erschöpfungszuständen eine Auszeit nehmen zu müssen.

Ärger gab es in zahlreichen Wahllokalen über fehlende Wahlausweise. Die Aussendung des Innenministeriums war bei vielen Wahlberechtigten im Werbemüll gelandet.

Die Wahlbeteiligung (ohne Wahlkarten) sank in Vorarlberg von 71 auf 57,5 Prozent.

Wien: SPÖ und ÖVP auf historischem Tief

Monatelang mobilisierte die Wiener ÖVP wegen der Ausweitung des Parkpickerls und der Umgestaltung der Mariahilfer Straße gegen die rot-grüne Stadtregierung. Das Wahlergebnis ist für die Schwarzen jedoch ernüchternd: die ÖVP kommt in der Bundeshauptstadt auf nur 13,4 Prozent, es ist das historisch schlechteste Ergebnis. Die Volkspartei verliert die traditionsreichen Bezirke Währing und Döbling an Grüne und SPÖ. In den Bezirken rund um die Mariahilfer Straße büßt sie im Vergleich zu anderen Parteien am stärksten ein. Der Wiener Parteichef Manfred Juraczka sagt zum Standard, er ist trotzdem weiterhin gegen das "Drüberfahren" bei der Umgestaltung der Mahü. Der Stimmenverlust (-3,3 im Vergleich zu 2008) liege am bürgerlichen Überangebot, er meint damit die Neos und das Team Stronach, die erstmals kandidierten (siehe Artikel rechts). "Ohne Neos wären wir bundesweit Nummer eins", so Juraczka. "Es ist Zeit, dass die ÖVP ein bisschen flexibler wird."

Auch die Wiener SPÖ fährt mit 32,4 Prozent (-2,4) das historisch schlechteste Ergebnis ein. Bürgermeister Michael Häupl (SP), der bei der Stimmabgabe in Ottakring noch die Themensetzung im Wahlkampf lobte, verteidigte am Abend die Arbeit der Wiener Koalition. "Weder ist der Verlust bei der SPÖ noch bei den Grünen besonders groß."

Auch die Grünen wollen sich ihr Wahlergebnis nicht schlecht reden lassen, wenngleich sie ein Minus von 0,6 Prozent einstecken müssen. Ihnen gelingt es in sechs Bezirken (Wieden, Mariahilf, Neubau, Josefstadt, Alsergrund und Währing) stimmenstärkste Partei zu werden. Wienweit kommen sie auf 15,3 Prozent und könnten nach Auszählung der Wahlkarten weiter zulegen. Jeder siebente Wiener hat mit Wahlkarte gewählt, überproportional viele Grün-Wähler dürften davon Gebrauch machen. Die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou sagte, es sei nun Zeit, mit dem "Wahlkampfmythos Mariahilfer Straße" aufzuräumen. Sie sieht im Ergebnis eine Bestätigung für ihre Verkehrspolitik.

Die FPÖ kommt auf 22 Prozent (+1,6) und hält den zweiten Platz. Klubchef Johann Gudenus sieht die FPÖ in Wien als "klaren Wahlsieger". Enttäuschend ist das Ergebnis für das Team Stronach (3,9 Prozent). Das BZÖ kommt gar nur auf 2,5 Prozent. (DER STANDARD, 30.9.2013)