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Sieger bei der Nationalratswahl: Matthias Strolz, Neos.

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derStandard.at: Sie haben den Einzug ins Parlament geschafft. Was wird das Erste sein, das Sie im Parlament machen werden?

Matthias Strolz: Wir werden einen Antrag auf Senkung der Parteienfinanzierung stellen. Die ist 13-mal so hoch wie in Deutschland. Wir haben elf Jahre die Familienbeihilfe nicht erhöht, aber jedes Jahr die Parteienförderung. Das ist absurd. Wir möchten diese Kürzung. Das frei werdende Geld wollen wir in Bildung investieren. Das Zweite ist: Wir werden eine Initiative für Bildung starten. Ich will einen nationalen Schulterschluss für Bildung. Es gibt in jeder Partei gute Leute im Bereich der Bildung, die Gutes wollen. Das Dritte ist: Wir wollen eine parlamentarischen Enquete zum Thema Pensionen.

derStandard.at: Die große Koalition hat die Mehrheit behalten. Wie glauben Sie, dass Sie den Stillstand, den Sie immer kritisieren, aufbrechen können?

Strolz: Ich glaube, sie haben erkannt, dass das die letzte Ausfahrt ist. Die große Koalition war 1975 bei 93,3 Prozent. Sie verlieren seit 40 Jahren ganz verlässlich Wahlen. Bei der nächsten Wahl erreichen sie die Todeslinie von unter 50 Prozent. Was ich mir von Herzen Wünsche für die SPÖ und die ÖVP als politische Mitbewerber, ist, dass sie eine Erneuerung schaffen. Die schaffen sie nicht, wenn sie die Stillstandskoalition verlängern. Sie brauchen Irritation, sie brauchen Erneuerung. Beides wollen wir sein.

derStandard.at: Sie wollen also eine Koalition gemeinsam mit SPÖ und ÖVP?

Strolz: Wir könnten uns das gut vorstellen, wenn wir unsere Themen durchbringen: Bewegung in der Bildung, Parteienfinanzierung senken - und die Steuer- und Abgabenquote darf nicht steigen. Die Leute brauchen mehr Geld, mehr Luft zum Atmen. Und: Bewegung im Pensionssystem, das müssen wir enkelfit machen. Wenn das erfüllt ist, machen wir gerne mit bei einer kraftvollen Reformregierung.

derStandard.at: Sie sind einer der Gewinner, was aber sagen Sie zum Gesamtergebnis? Die FPÖ ist wieder sehr stark geworden.

Strolz: Das halte ich für bedenklich. Ich habe in zwei wichtigen Themen eine andere Auffassung: beim Thema Europa und beim Ausländerthema. Wir wollen ein Miteinander und nicht eine Spaltung der Gesellschaft. Hier haben wir eine grundsätzlich andere Auffassung. (Lisa Aigner, derStandard.at, 29.9.2013)