Es war ein Wahlabend wie ein gefühltes Dutzend andere zuvor: Von 15 Prozent hatten die Grünen geträumt und von einem Platz vor dem verhassten Strache - doch am Ende war das Lächeln einmal mehr gequält.

Man muss die Kirche im Ökodorf lassen: Ein kleines Plus bringt immerhin mehr Mandate im Parlament. Doch angesichts idealer Voraussetzungen ist das Ergebnis trotzdem fast "zum Zuweplärrn" (© Eva Glawischnig). Schließlich wateten die Grünen als einzige Partei nicht durch den Korruptionssumpf, fassten endlich auch auf dem flachen Land Fuß. In Salzburg und Kärnten fuhren sie fette Ernten ein.

Dass dies bei der wichtigsten Wahl misslang, liegt nicht an der einsatzfreudigen Spitzenkandidatin, die tolle TV-Duelle hingelegt hat. Richtig war auch, auf das Asset der "Sauberkeitspartei" zu setzen, nur reicht Imagepflege allein nicht aus. So grauslich Korruption ist: Auf die konkrete Lebenssituation des Einzelnen hat weit mehr Einfluss, ob etwa die Arbeitslosigkeit steigt oder die Steuerlast sinkt.

Während Neos mit forschem Auftritt in grüne Hochburgen wie Wiens Innenbezirke einbrach, verloren die Antworten von Glawischnig & Co im Wahlkampf an Konturen. Von Umverteilung bis Ökosteuern - alles, was anecken könnte, haben die Grünen in den Tiefen des Programms versteckt. Die letzten Plakate waren so weichgespült, als hätte sie einst Hans Dichand fürs Krone bunt-Cover ausgesucht: "Eva" mit Lamperl und Kind - aber ohne Botschaft. (Gerald John, DER STANDARD, 30.9.2013)