Wien - In der Steiermark war für SPÖ und ÖVP heuer nichts zu holen. Der Unmut über die von der rot-schwarzen Landesregierung geplanten Gemeindefusionen war offenbar so groß, dass die Wähler der großen Koalition schwarenweise den Rücken kehrten.

Einige Bürgermeister von SPÖ und ÖVP haben im Vorfeld sogar explizit dazu aufgerufen, nicht ihre Parteien zu wählen. Der große Profiteur davon war die FPÖ. Sie konnte laut vorläufigem Endergebnis gegenüber 2008 7,8 Prozentpunkte dazugewinnen und erreicht mit 25,1 Prozent der Stimmen den ersten Platz - noch vor der SPÖ.

Diese verlor 5,3 Prozentpunkte und kommt auf nur mehr 24 Prozent. Gleich starke Verluste wie die SPÖ erleidet die ÖVP, die auf nur mehr rund 20,8 Prozent kommt.

Teilweise halbiert

In der kleinsten steirischen Gemeinde, Freiland, die nicht mit der Bezirkshauptstadt Deutschlandsberg fusioniert werden will, verlor die ÖVP die Hälfte der Stimmen (minus 24,53 Prozentpunkte). Ähnlich dramatisch waren die Einbrüche in Reichendorf (Bezirk Weiz), wo die Freiheitlichen mit 54,43 Prozent zur absoluten Mehrheit kamen, oder Teufenbach im Bezirk Murau, wo die Volkspartei gar 29 Prozentpunkte verlor.

In Ganz (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) kassierte die ÖVP ein Minus von 35,68 Prozentpunkten, in Salla (Bezirk Voitsberg) 28,41, in Gersdorf an der Feistritz (Bezirk Weiz) 23,95, in St. Nikolai im Sölktal (Bezirk Liezen) 23,59 Prozentpunkte. Dramatisch für die Volkspartei auch das Minus in den Nachbargemeinden von Schladming, Rohmoos-Untertal und Pichl-Preunegg mit minus 20,90 bzw. 25, 58 Prozentpunkten.

Voves: "Ergebnis ist traurig"

"Der steirische Beitrag zum Ergebnis ist traurig", räumte Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) ein. Als eine Folge der Reformen im Land, insbesondere der Gemeindefusionen, wollte er - wie auch ÖVP-Landesgeschäftsführer Bernhard Rinner - das schlechte Abschneiden aber nicht sehen. Voves' Erklärung:  "Wir haben ein Riesenproblem seit 2010 im Zugang zu den Arbeitern."

Grüne und das Team Stronach kommen auf rund zehn Prozent der Stimmen. Stronach, der in der Steiermark mit dem Autozulieferer Magna tausende Arbeitsplätze geschaffen hat, schnitt damit zwar deutlich besser ab als österreichweit. Angesichts seines Mitteleinsatzes ist das Ergebnis aber auch nicht gerade berauschend. Vergleichsweise gut schnitt Stronach in seiner Herkuntsgemeinde Weiz ab, wo er 15,9 Prozent kam.

Neos-Land Vorarlberg

Die Neos schnitten in Vorarlberg außergewöhnlich gut ab. Im Heimatbundesland von Parteichef Matthias Strolz kam die neue Partei bei ihrem ersten Antreten laut vorläufigem Endergebnis gleich auf 13,15 Prozent und war damit fast gleich stark wie die SPÖ (13,47 Prozent).

Die ÖVP verlor im Ländle im Vergleich zu 2008 weitere fünf Prozentpunkte und liegt bei nur mehr 26,09 Prozent. Im Vergleich zur Landtagswahl 2009 haben die Schwarzen also knapp die Hälfte der Stimmen verloren. Deutliche Gewinne fuhr die FPÖ in Vorarlberg ein. Die Blauen kommen auf 21,17 Prozent - ein Plus von fünf Prozentpunkten gegenüber 2008 (16,11).

Zum schwachen Abschneiden der ÖVP in Vorarlberg passte auch das Ergebnis in der Heimatgemeinde von ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf. In Altach im Bezirk Feldkirch verloren die Schwarzen demnach gleich mehr als acht Prozentpunkte und kamen nur noch auf 22,45 Prozent (2008: 30,5). Kopfs Schwager Harald Walser - Bildungssprecher der Grünen - konnte eher lachen, gab es für die Grünen in Altach doch ein leichtes Plus (20,37 Prozent; 2008: 19,8).

In der Landeshauptstadt Bregenz setzte es für die ÖVP insofern ein Desaster, als die ÖVP dort von Platz eins auf Platz drei abstürzte. Sowohl die SPÖ mit 21,43 Prozent (2008: 22,9) Stimmenanteil als auch die Freiheitlichen (20,64 Prozent; 2008: 15,3) zogen an den Schwarzen vorbei (20,37 Prozent; 2008: 23,9).

Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) sprach von einer "sehr ernst zu nehmende Situation" für die Volkspartei und einen "Warnschuss" für die Vorarlberger Landtagswahl 2014. In vielen Teilen Österreichs hätten die Wähler "eindeutig gegen eine Große Koalition gestimmt". Die Ergebnisse zeigten, dass der "Unmut und Ärger ein sehr großer ist", was sich in Vorarlberg im Erstarken einer neuen Bewegung niedergeschlagen habe, so Wallner. Daher müsse das Resultat sehr sorgfältig diskutiert werden.

Leichte FPÖ-Plus in Wien

Stark schnitten die Neos auch in Wien ab, wo es 7,5 Prozent gab. SPÖ und ÖVP verloren in der Bundeshauptstadt etwas (zwei bzw. drei Prozentpunkte auf 32,4 bzw. 13,4 Prozent), die FPÖ konnte im Heimatbundesland von Parteichef Heinz-Christian Strache nur leicht zulegen (1,6 Prozent auf 22). Die Grünen büßten trotz heftig disktutierter Verkehrspolitik (Einkaufsstraße Mariahilferstraße) nur 0,6 Prozentpunkte auf 15,3 Prozent ein.

Viele Sieger in Tirol

In Tirol gab es fast nur Gewinner. Dort legten sowohl SPÖ (plus 0,5 auf 18,5 Prozent) als auch ÖVP (plus 1,3 auf 32,4 Prozent), FPÖ (plus 3,2 auf 20,2 Prozent) und Grüne (plus 3,0 auf 14,1 Prozent) zu. Die einfache Erklärung dafür: Das BZÖ verlor in Tirol gleich mehr als sechs Prozentpunkte und lag bei nur mehr drei Prozent. Die FPÖ überholte die SPÖ und liegt nun auf Platz zwei.

Freuen durften sich die Orangen nur in der Gemeinde Stall im Kärntner Mölltal. Hier wurde das BZÖ mit 26,12 Prozent stimmenstärkste Partei. Es gibt in Stall einen orangen Vizebürgermeister und die freiheitliche Ortsgruppe hatte nach der Gründung der FPK zum Großteil den Orangen die Treue gehalten. Schon bei der Landtagswahl im März hatte das BZÖ in Stall das beste Ergebnis aller Kärntner Gemeinden eingefahren.(APA, red, 29.9.2013)