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Sparen ist bei Siemens angesagt.

Foto: Reuters/Bensch

München/Wien - 59 Tage hat Joe Kaeser für die Klarheit gebraucht. Der Chef des deutschen Technologiekonzerns Siemens hat am Sonntag erste konkrete Schritte verkündet, wie er das milliardenschwere Sparprogramm durchbringen will. 15.000 Jobs fallen bis Herbst 2014 weg, sagte ein Konzernsprecher. 5000 Mitarbeiter sollen alleine in Deutschland ihren Arbeitsplatz verlieren. Damit endet die fast ein Jahr dauernde Unsicherheit der Belegschaft über die Zahl der Kündigungen.

Kaeser fängt seine Amtszeit an der Spitze von Siemens daher ähnlich an wie sein Vorgänger. Der Österreicher Peter Löscher hatte vor sechs Jahren als Konzernchef 17.000 Stellen für den Sparkurs geopfert. Löscher musste aber nach mehreren Gewinnwarnungen und Misserfolgen diesen Sommer den Hut nehmen. Auch sein Konfrontationskurs mit den Arbeitnehmervertretern hatte das Betriebsklima belastet. Die zuständige Personalchefin Brigitte Ederer musste zuletzt Siemens verlassen, auch bei ihr soll das Verhältnis zum Betriebsrat belastet gewesen sein.

Leitmotiv

Nicht zuletzt wegen der Personalrochaden hat Kaeser Probleme damit, sein Leitmotiv zu erfüllen. Als er die Spitze bei Siemens übernahm, versprach er eine Beruhigung: "Meine Prioritäten sind es, das Unternehmen zu befrieden", sagte er noch Anfang August.

Siemens-Sprecher betonten daher am Sonntag, dass bereits bei der Hälfte der 15.000 neuen Kündigungen ein "Interessenausgleich" mit den Arbeitnehmervertretern vereinbart wurde. Über die restlichen Kündigungen seien die Betriebsräte informiert und die Verhandlungen abgeschlossen, die Arbeitsplätze werden bis Herbst 2014 gestrichen.

Die Belegschaft von Siemens werde insgesamt allerdings nicht schrumpfen, zum Geschäftsjahresschluss Ende September werde im Jahresvergleich der Beschäftigtenstand in etwa bei 370.000 weltweit stagnieren. Denn während der deutsche Konzern in Bereichen wie der deutschen Zentrale Personal einspart, würden in Wachstumsfeldern neue Leute eingestellt.

Folgen für heimische Jobs

Was bedeutet das Sparprogramm für die Standorte in Österreich? Aus der Wiener Konzernzentrale hieß es am Sonntag auf Anfrage: "Kein Kommentar." In Österreich sollen dieses Jahr 500 Jobs wackeln, etwa in Linz beim Industrieanlagenbauer Siemens VAI oder der Niederlassung in Weiz in der Steiermark. In München wollte ein Sprecher das Sparpaket nicht für Standorte in Österreich aufschlüsseln. Man wolle nicht "für zusätzliche Unruhe" sorgen.

Allerdings bestätigte man auf Anfrage die Stoßrichtung des Konzerns für die Zukunft. Ziel von Siemens sei es, bei der Profitabilität international Anschluss an die Konkurrenz zu finden, etwa an General Electric. Konkret hat die Siemensspitze eine Umsatzrendite von zwölf Prozent als Erfolgsmarke definiert. Von der eigenen Vorgabe ist man weit entfernt. Im dritten Quartal 2013 stemmte Siemens nach einem Rückgang beim operativen Ergebnis von über 20 Prozent nur eine Umsatzrendite von 6,5 Prozent. (sulu, DER STANDARD, 30.9.2013)