Großzügige Wohnung, aber hohe Miete. Christopher Schneeweiß und Töchterchen wohnen drei Tage die Woche zusammen und kommen auch im Homeoffice gut miteinander zurecht.

 

Foto: Stiplovsek Dietmar

Bregenz - Ein unscheinbares Eckhaus aus den 1960er-Jahren, acht Wohneinheiten, eine davon als Arztpraxis genutzt, im Erdgeschoß ein Büro. Hier, im zweiten Stock, wohnt Christopher Schneeweiß. Nordseitig, von der Küche aus, blickt der 25-jährige Projektleiter auf die Kirche. Wichtiger ist ihm die Aussicht auf der Sonnenseite: "Vom Bett aus schaue ich direkt in den großen Baum."

Vom Balkon des Wohnzimmers, "auf dem man gut zu viert sitzen kann", sieht man eine kleine grüne Insel mitten in der Bregenzer Innenstadt. Innenstadt und Grün, das hat was. Zwei Häuser weiter ist Christopher Schneeweiß aufgewachsen und genießt es, weiter im gleichen Viertel zu wohnen. Lange habe er nach einer idealen Wohnung gesucht. Damals noch mit Freundin, Baby und Hund. "Aber es war fast aussichtslos, zu teuer, und Hunde wollen die Vermieter nicht."

Die 100-Quadratmeter-Wohnung im viergeschoßigen Stadthaus hatte die junge Familie zwar besichtigt, "dann aber abgeschrieben, sie war zu teuer". Weil der Vermieter ein Freund seines Vaters ist, startete Schneeweiß nach erfolgloser Suche einen weiteren Versuch und nahm erneut Kontakt auf: "Lass uns doch noch einmal über den Preis reden."

Ganz typisch für Vorarlberger Hausbesitzer wollte der Vermieter "lieber jemanden in der Wohnung haben, den er kennt, als einen, der nach ein paar Monaten wieder weg ist". So wurde man handelseins: 1000 Euro monatlich, Betriebskosten inklusive. Kurz nach dem Einzug im letzten Frühling zerbrach die Beziehung. "Es ist schwierig, das Geld für die Miete alleine aufzubringen", sagt der junge Mann. Die Miete mache die Hälfte des Grundgehalts aus.

Die Wohnung behält er dennoch, "weil sie für meine Bedürfnisse ideal ist". Die da wären: Zentrumsnähe, Platz für das Homeoffice, vor allem aber Raum für den Bewegungsdrang der 20 Monate alten Tochter. "So eine großzügige Drei-Zimmer-Wohnung bekommst du nicht so leicht. Normalerweise sind die Wohnungen 70, 80 Quadratmeter groß und kosten mindestens 700 Euro. So gesehen ist meine Wohnung ja fast günstig."

Christopher Schneeweiß ist Teilzeitvater. Von Freitagnachmittag bis Montagmittag wohnt die Tochter bei ihm. Den freien Montagvormittag musste er mit seinem Arbeitgeber aushandeln. "Anders geht das mit der Betreuung nicht. Die Kleinkindergruppe ist nur an drei Vormittagen offen. Meine Ex-Freundin arbeitet halbtags, die Oma hat auch nicht immer Zeit."

So werden am Montag Mails von daheim aus erledigt. Fast ungestört, denn für ihre 20 Monate sei seine Tochter sehr selbstständig, freut sich der junge Vater. Und für unbeobachtete Momente wurde die Wohnung kindersicher gemacht. "Auch wenn sie mal einen Kasten aufmacht oder eine Schublade herauszieht, es kann nichts passieren." Was die Kleine auch gleich demonstriert: Schublade auf und raus mit den Vorratsboxen. Arbeit erledigt, Adele hat sich eine Pause verdient und setzt sich in die Altpapierschachtel.

Für die Miete wird auf Urlaubsreisen verzichtet, "kein Problem, ich bin beruflich viel unterwegs", sagt der Maschinenbauer. Der Gleitschirm wurde verkauft, als Nächstes ist das Auto dran. "Das anzuschaffen war ein Blödsinn, weil ich es eigentlich nicht brauche. Mit dem Rad bin ich in einer Viertelstunde in der Firma, und für meine Tochter hab ich den Radanhänger."

Den Wunsch nach Eigentum hat Christopher Schneeweiß aufgeschoben. Außer er findet ein renovierungsbedürftiges Haus, das er gemeinsam mit Freunden günstig kaufen und herrichten kann. "Davon träumen wir. Aber ein passendes Objekt zu finden wird immer schwieriger, seit Baufirmen alles zusammenkaufen." (Jutta Berger, DER STANDARD, 27.9.2013)