Salzburg - Das Salzburger Museum der Naturwissenschaften, das "Haus der Natur", will bis April kommenden Jahres die Restitution aller während der NS-Diktatur geraubten Exponate abgeschlossen haben. "Wir wollen nichts im Haus haben, das nicht uns gehört", sagt Museumsdirektor Norbert Winding im Standard-Gespräch. Nach derzeitigem Stand der Provenienzforschung seien aber nur wenige "ausgestopfte Tiere" und mehrere Stücke "der völkerkundlichen Sammlung" betroffen, berichtet Winding.

Im April 2014 soll dann eine einjährige Ausstellung zur Geschichte des Museums folgen, deren Kern dann Teil der Dauerausstellung bleiben soll. Dabei steht vor allem die Zeit der NS-Diktatur und die Geschichte von Museumsgründer Eduard Paul Tratz (1888-1977) im Mittelpunkt.

Tratz war SS-Hauptsturmführer und Abteilungsleiter der von SS-Reichsführer Heinrich Himmler gegründeten pseudowissenschaftlichen Vereinigung "Ahnerbe". Diese hatte sich die Rassenhygiene zum Ziel gesetzt. Trotzdem konnte Tratz seine Arbeit nach 1945 weiterführen.

Anstoß für die Aufarbeitung der dunklen Vergangenheit waren Forschungsarbeiten des Salzburger Historikers Gert Kerschbaumer und Recherchen von ORF-Redakteur Gerald Lehner. Kerschbaumer hatte Ende der 1990er-Jahre schon von rund 280 naturwissenschaftlichen Exponaten gewusst, die im Zuge des NS-Überfalls auf Polen nach Salzburg geschafft worden seien.

Für ORF-Journalist Lehner ist die Sache trotz der angekündigten Ausstellung noch längst nicht erledigt. Er kritisiert vor allem, dass mit Sammlungsleiter Robert Lindner ein Hausangestellter und kein weisungsfreier Experte mit der Thematik befasst wird; er befürchtet "Selbstverschönerung" und "Relativierung". Seine umfangreiche Kritik an der Politik der Museumsleitung hat Lehner in einem Blog unter dem Titel "Zwischen Tibet, Auschwitz & Dachau - das Museum der verhinderten Erinnerung" zusammengefasst. Museumsleiter Winding weist den Vorwurf einer "schaumgebremsten Aufarbeitung" mit dem Hinweis auf die Mitarbeit renommierter externer Wissenschaftler scharf zurück.

Fische und Reptilien

Aktuell denkt man im "Haus der Natur" aber ohnehin eher einmal ans Feiern. Das Aquarium und der Reptilienzoo sind zum 30. Jahrestag ihrer Gründung frisch herausgeputzt worden. Die Lebendtierabteilung umfasst 41 Schaubecken und 26 Großterrarien. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 27.9.2013)