Strafrechtsexperten haben bei den dritten Universitären Strafvollzugstagen am Dienstag und Mittwoch an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz die unzureichende Behandlung psychisch kranker Häftlinge kritisiert. Die Anzahl jener Gefängnisinsassen, bei denen das Datum der Entlassung von ihrer krankheitsbedingten Gefährlichkeit abhängt, habe sich seit dem Jahr 2000 auf etwa 800 verdoppelt. Es gebe jedoch zu wenig Therapien, so die JKU am Mittwoch.

Verstärkte Forschung

Der Linzer Strafrechtsprofessor Alois Birklbauer bemängelte, dass die Gesellschaft zwar immer geringere Risikobereitschaft aufbringe und auffällige Personen weg sperren wolle, gleichzeitig aber aus Geldmangel zu wenig Therapien für die Betroffenen angeboten werden. So komme es meist nur zu einer Verwahrung nach dem Motto "Aus dem Auge, aus dem Sinn". Der psychischen Beeinträchtigung, die bei diesen Menschen Ursache der Gefährlichkeit sei, werde zu wenig entgegengesteuert. Von den aktuell etwa 800 Häftlingen im Maßnahmenvollzug sei rund die Hälfte als zurechnungsfähig eingestuft, die andere nicht.

Bei der Veranstaltung, an der neben Wissenschaftlern von JKU und Uni Wien auch Vertreter des Straf- und Maßnahmenvollzugs teilnahmen, wurde festgestellt, dass die Forschung in diesem Bereich in Österreich recht stiefmütterlich behandelt werde. Grund sei unter anderem, dass das Thema nahezu völlig aus dem universitären Bereich gedrängt worden sei, heißt es in der Aussendung der JKU. Daher soll nun die Kooperation der zuständigen Behörden mit Forschungseinrichtungen verstärkt werden. (APA, 26.9.2013)