STANDARD: 2009 ließ man Sie buchstäblich sitzen. Diesmal hatten Sie als Favorit wohl keine Zweifel?

Markus Hinterhäuser: Ich wusste bis zuletzt nicht, wie man sich entscheidet. Aber es gab am 11. 9. ein interessantes Hearing, ein intensives Gespräch mit dem Kuratorium auf sehr hohem Niveau.

STANDARD: Welchen Inhalts?

Hinterhäuser: Wie will man die Festspiele positionieren? Wurden in den letzten Jahren Grenzen überschritten? Natürlich haben wir auch über künstlerische und strukturelle Fragen gesprochen und darüber, wie viel eine Stadt wie Salzburg verträgt.

STANDARD: Wo sollen die Festspiele in den nächsten Jahren hin?

Hinterhäuser: Ich mache ja keine Fünfjahrespläne! Aber ich bin kein Neuling bei den Festspielen, sondern habe viele Jahre hier gearbeitet und auch meinen Fingerabdruck hinterlassen. Ich werde meine Handschrift nicht grundsätzlich ändern. Die Welt hat sich, wie ich glaube, in den letzten 25 Jahren dramatischer und schneller verändert als von Mozarts Geburtsjahr 1756 bis zur Gründung der Salzburger Festspiele 1920. Wir haben es auch bei unserem Publikum mit Menschen zu tun, die ganz bestimmt ratloser sind, als es ihnen zugestanden wird. Da geht es um eine deutlichere Gesamterzählung, um eine engere Berührung zwischen Oper und Schauspiel. Ich glaube, dass Festspiele weit mehr sind als nur eine additive Aneinanderreihung von Veranstaltungen.

STANDARD: Sven-Eric Bechtolf wird die Festspiele interimistisch leiten. Hätten Sie ihn gern als Schauspielchef?

Hinterhäuser: Ich kenne ihn seit langem, aber ich glaube nicht, dass er zur Verfügung steht. Aber bevor wir überhaupt über konkrete Namen reden, bedarf es einer genauen Definition, welchen Stellenwert das Schauspiel künftig im riesigen Gefüge der Festspiele haben soll. Da muss man klug darüber nachdenken, dann findet man auch die richtige Person.

STANDARD: Früher haben Sie für die Erweiterung des Direktoriums plädiert. Und nun?

Hinterhäuser: Es besteht die Möglichkeit, das Direktorium auf fünf Mitglieder zu erhöhen. Als Intendant kann ich Vorschläge machen. Die Entscheidung liegt beim Kuratorium. Diese Überlegungen kann man nur anstellen, wenn man die letzten zwei und die kommenden Jahre einer genauen Analyse unterzieht. Das sind delikate Überlegungen.

STANDARD: Steht Ihre Intendanz der Wiener Festwochen nun im Schatten Salzburgs?

Hinterhäuser: Nein.Das ist kein Jobhopping! Diese Form der Überlappung wird es immer geben. Ich wurde in Wien wunderbar aufgenommen, die Festspiele haben auf mein Engagement für die Festwochen keinen Einfluss. (asch/DER STANDARD, 26.9.2013)