"Du sitzt schon zu lange im Kanzleramt. Du gehörst da einmal weg."

Das war uncharmant von Michael Spindelegger gegenüber Werner Faymann. Und es wird mit einiger Sicherheit nicht Wirklichkeit werden. Es gibt große Unzufriedenheit in Österreich, aber keine Wendestimmung hin zur ÖVP. Spindelegger hat in diesem Wahlkampf auch keine erzeugen können. Ganz abgesehen davon, dass der Wahlkampf rein handwerklich bemitleidenswert war - wie kann man Spindelegger als geschminkte Wasserleiche plakatieren? Es hätte schon einer politischen Meisterleistung bedurft, um die Grundbefindlichkeit Österreichs umzudrehen.

Die SPÖ-Klientel denkt in Kategorien von Sicherheit, Versorgung durch den Staat, Ressentiment gegen Veränderung des Status quo. Ein guter Teil der ÖVP-Klientel und der anderen denkt auch so. Wer da dem Wähler erfolgreich mit Veränderung, mit unangenehmen Reformen kommen will, muss persönlich eine ungeheure Überzeugungskraft haben. Und/oder ein vollkommen einleuchtendes Konzept. Wenn das nicht der Fall ist, wie bei Spindelegger, kann die Wende nicht funktionieren. Auch deshalb, weil die Unzufriedenen in den bürgerlichen Schichten ihr eigenes Ding machen.

Spindelegger versucht es deshalb mit Kraftmeierei, mit aufgesetztem Imponiergehabe: "Du gehörst da einmal weg." Unelegant. Nicht authentisch. Kontraproduktiv. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 26.9.2013)