Drama am Rande unserer Wahrnehmungsschwelle: Der Blumentopfspringschwanz (oben) veranlasst den Gießkannenschimmel dazu, seine Abwehrkräfte zu mobilisieren.

Foto: Uni Göttingen
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Göttingen - Ein Phänomen, das man von Pflanzen sehr gut kennt, haben Wissenschafter der Universität Göttingen nun auch im Reich der Pilze festgestellt: die sogenannte induzierte Verteidigung. Mit einer Kombination von Verhaltensexperimenten und biochemischen Analysen stellten die Forscher fest, dass die Gießkannenschimmel-Art Aspergillus nidulans bei Befall durch Fressfeinde ihre Abwehrmaßnahmen erhöht.

Zu diesen Feinden zählen für den Pilz vor allem Springschwänze wie Folsomia candida, der sogenannte Blumentopfspringschwanz. Dabei handelt es sich um winzige Sechsbeiner, die zwar keine Insekten, aber nahe mit Insekten vewandt sind. Wenn sich solche Springschwänze am Gießkannenschimmel zu schaffen machen, erhöht dieser die Produktion des krebserregenden Giftstoffes Sterigmatocystin und bildet mehr sexuelle Fruchtkörper aus.

"Diese Veränderungen in den Pilzen haben eine abschreckende Wirkung auf die Springschwänze", erklärt Marko Rohlfs, Ökologe an der Universität Göttingen und Leiter der Studie. "Vor allem die sexuellen Fruchtkörper erweisen sich als äußerst widerstandsfähig gegen die Fressfeinde. Die Ergebnisse erklären den ökologischen Anpassungswert der molekularen Kopplung von Giftproduktion und Entwicklung sexueller Fruchtkörper bei Schimmelpilzen." (red, derStandard.at, 27. 9. 2013)