Frühere Kanzler-TV-Duelle erwuchsen aus der Tiefe wechselseitiger Ablehnung. Doktor Klaus (ÖVP) wies einst den Doktor Kreisky (SPÖ) zurecht, der möge ihn nicht als Bundeskanzler, sondern als "Doktor Klaus" ansprechen, das sei ihm lieber. Jedenfalls hätte er Kreisky seinerseits nie als "Bruno" angesprochen.

Auch in der legendären Auseinandersetzung Kreiskys mit Josef Taus 1975 (Bild) wäre dem Kanzlermund unter Garantie kein amikales "Pepi" entschlüpft.

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Wolfgang Schüssel wiederum hätte gezögert, sein sprödes Gegenüber wie folgt zu maßregeln: "Red' kan Topfen, schöner Vranz!" Der nachmalige schwarze Kanzler unterließ es überdies, seinen nächsten Vorgesetzten, den Magister Klima (Bild), vor der Kamera "Wickerl" zu nennen.

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Alfred Gusenbauers "Lavendel"-Sager an die Adresse Schüssels wiederum hätte, an ein saloppes "O'zwickter" drangekoppelt, geringe Wirkung gezeitigt.

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Es blieb den Sportsfreunden und Kabinettskollegen Faymann und Spindelegger vorbehalten, einander unter dem Siegel persönlicher Vertrautheit die fürchterlichsten Vorhaltungen zu machen. Angesichts der Hitzigkeit der Schlacht um das Kanzleramt wächst die Einsicht, dass die schärfsten Auseinandersetzungen stets Duz-Freunden vorbehalten sind.

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Achilles spricht Hektor mit Du an. Das hindert ihn jedoch keineswegs daran, dem Hingemeuchelten die Fußsohlen zu durchbohren und ihn siebenmal um die Festung Troja zu schleifen, bis nur noch rohes Fleisch am Wagen hängt. Immerhin zu einem "Werner Faymann" ließ sich Spindelegger hinreißen. Vielleicht nennen die beiden einander im Schutz der Zweisamkeit auch "alter Trojaner" und "alter Grieche". (Ronald Pohl, DER STANDARD, 26.9.2013)

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