München - Die Wahrnehmung von Schmerzen hängt stark von individuellen Faktoren, darunter auch der Schmerzempfindlichkeit ab. Ob und in welchem Ausmaß wiederholte Schmerzreize das Schmerzempfinden verändern und welche strukturellen Veränderungen im Gehirn damit verbunden sind, haben nun Forscher vom Klinikum der Technischen Universität München (TUM) untersucht.

Im Rahmen der Studie bekamen insgesamt 27 gesunde Probanden über einen Zeitraum von elf Tagen abwechselnd acht schmerzhafte Hitzeschmerzreize und acht nicht-schmerzhafte Wärmereize am Unterarm verabreicht. Die tägliche Gesamtdauer der Reize betrug jeweils etwa fünf Minuten. Die Temperatur der Hitzeschmerz- beziehungsweise Wärmereize wurde individuell für jeden Probanden entsprechend der numerischen Schmerzskala (von "0 = kein Schmerz" bis "10 = stärkster vorstellbarer Schmerz") angepasst. "Die Hälfte unserer Probanden wurde auf den Schmerz sensibilisiert. Das heißt, sie empfanden die applizierten Reize mit zunehmender Studiendauer als unangenehmer oder schmerzintensiver",  berichtet Anne Stankewitz von der Neurologischen Klinik der TUM.

Gewöhnung versus Sensibilisierung

Vor Beginn der Studie und am Ende wurde zudem je eine kernspintomografische Aufnahme (MRT) des Gehirns durchgeführt. Der Vergleich der Vorher-Nachher-Bilder erfolgte durch die sogenannte Voxel-basierte Morphometrie (VBM), mit der etwa Abweichungen in Größe und Form von Gehirnstrukturen nachweisbar sind. "Bei den Probanden, die im Laufe der wiederholten Schmerzreizung eine Sensibilisierung zeigten, konnten wir eine eindeutige Abnahme der Dichte in verschiedenen Bereichen der Gehirnrinde erkennen. Dabei waren vor allem Gehirnstrukturen betroffen, die bei der Schmerzverarbeitung eine Rolle spielen. Bei der anderen Gruppe konnten wir hingegen keinerlei Veränderungen feststellen", erläutert Thomas Tölle von der TUM.

Der Experte betont zudem, dass sich ähnliche Veränderungen des Gehirns auch bei Patienten mit chronischen Schmerzen beobachten lassen. Mit weiterführende Studien soll nun geklärt werden, ob gesunde Probanden, die zur Sensibilisierung auf wiederholte Schmerzreize neigen, auch eher chronische Schmerzen entwickeln. (red, derStandard.at, 25.9.2013)