Neben der Pracht von M60 ist die ultrakompakte Zwerggalaxie M60-UCD1 nur durch eine Vergrößerung erkennbar. Dennoch ist sie die eigentliche Rekordhalterin.

Foto: NASA, ESA, CXC, and J. Strader (Michigan State University)

Washington - Von ihrer Nachbarin, der gewaltigen elliptischen Galaxie M60 im Virgo-Haufen, wird sie buchstäblich überstrahlt. Doch die Weltraumteleskope "Hubble" und "Chandra" sind scharf genug, um auch die Zwerggalaxie M60-UCD1 genauer zu erfassen. Und dabei festzustellen, dass die unscheinbare Zwergin, die knapp 55 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist, es buchstäblich in sich hat.

Die Gesamtmasse der Sterne in dieser Galaxie entpricht dem 200-Millionenfachen der Masse unserer Sonne. Diese hohe Sternpopulation macht sie zu einer der hellsten Galaxien dieses Typs. Was Astronomen jedoch wirklich verblüfft, ist der Umstand, dass sich etwa die Hälfte davon auf einen Bereich mit einem Durchmesser von nur 160 Lichtjahren konzentriert. Die Sterndichte in dieser Region ist damit rund 15.000 Mal höher als in dem Bereich der Milchstraße, in dem unser Sonnensystem liegt. Das macht M60-UCD1 zur dichtesten bekannten Galaxie in diesem Teil des Universums.

Weitere interessante Eigenschaften

Mit dem Röntgenteleskop "Chandra" erspähten die Forscher außerdem im Zentrum von M60-UCD1 Hinweise auf ein Schwarzes Loch in der Größenordnung von etwa zehn Millionen Sonnenmassen. Möglicherweise ist M60-UCD1 der Überrest einer einst 50 bis 200 Mal größeren Galaxie, der bei einer Kollision die meisten Sterne entrissen wurden, vermuten die Astronomen. Dafür spricht ihrer Meinung nach auch der relativ hohe Anteil an Elementen, die schwerer als Wasserstoff oder Helium sind.

Umgerechnet von der Dichte stehen die Sterne in M60-UCD1 25 Mal näher beieinander als in unserer kosmischen Nachbarschaft. Das verleitet automatisch zu Gedankenspielen: "Die Reise von einem Stern zu einem anderen wäre in M60-UCD1 viel einfacher als in unserer Galaxie", zitiert die NASA in ihrer Mitteilung Jay Strader von der Michigan State University, dessen Forscherteam die dicht gepackte Galaxie im Fachblatt "The Astrophysical Journal Letters" vorstellt. Die notwendige Zurechtrückung ließ Strader allerdings auf dem Fuß folgen: "Mit der heute verfügbaren Technologie würde es aber immer noch Hunderte Jahre dauern." (APA/red, derStandard.at, 25. 9. 2013)