Gerhard Zeiler ist für die Medientage für ein paar Stunden in Wien zwischengelandet.

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Wien - Zwischen London und New York hat Gerhard Zeiler ein paar Stunden Wien eingeschoben. "In Wien geht es mir immer gut", sagt er bei den Medientagen. Auf rund 100 Medienkongressen hat der Time Warner-Manager und frühere ORF- und RTL-Chef-Chef bisher teilgenommen, schätzt er. Sehr viele Wiederholungen habe es gegeben. Man höre jedes Jahr das gleiche von den selben Personen. 70 Prozent drehe sich dabei um die Frage, ob TV endgültig tot sei.

Wunsch nach unabhängigen Medien und Politikern

Bei den Medientagen soll es um das Wechselspiel zwischen Medien und Politik gehen. Zeiler: "Ich wünsche mir, dass es auf der einen Seite starke unabhängige Medien gibt und auf der anderen Seite starke unabhängige Politiker, die eine eigene Meinung haben und diese auch sagen." Das sei ein signifikanter Teil eines demokratischen Prozesses.

Die mediale Inszenierung von Politik gehöre heute zum Geschäft. Politiker, die Angst haben, ihre Meinung zu vertreten, seien ein Problem. Vielen Politikern fehle es "an natürlichem Selbstbewusstsein, sich der Medienmaschine zu stellen".

Sein Rat: Authentisch bleiben, sich selbst treu zu sein. Zeiler: "Schwarz-Blau habe ich mir nicht gewünscht. In einem aber habe ich Respekt vor Schüssel: Er hat oft Nein gesagt zu Dingen, die Medien von ihm wollten." Die große Anzahl an Wahlkonfrontationen in Österreich findet er "fantastisch" und einen positiven Schrritt, aber "natürlich werden bei vielen die Quoten geringer sein".

Das Vertrauen der Menschen in Massenmedien habe sich freilich verändert. "Zum Positiven", sagt Zeiler, "das frühere absolute Vertrauen in Medien ist nicht mehr da. Und das ist gut so. Es gibt jetzt mehr Vielfalt. Die Menschen können es sich aussuchen. Das ist insgesamt der richtige Weg".

Noch nie so viel gutes Fernsehen

Generell habe es noch nie soviel Fernsehen gegeben wie heute. Und auch nie so viel gutes Fernsehen. Trotzdem hat der TV-Bereich mit Imageproblemen zu kämpfen. Zeiler: "Das Medium Buch hat den moralischen Heiligenschein, beim Fernsehen ist es umgekehrt." Qualitätsserien kommen vor allem von amerikanischen Pay-TV-Sendern. Neue Erzählweisen schaffen auch Serien aus England oder Skandinavien. "Man muss seine eigene Positionierung finden", rät Zeiler. Das hätte früher ein "Mundl" oder der "Kaisermühlen-Blues" hierzulande geschafft. Auch auf den österreichischen "Tatort" könne man stolz sein.

Nach wie vor wolle der Großteil der Fernsehzuschauer nicht mit dem Bildschirm interagieren. Zeiler: "Das ist auf eine Minderheit beschränkt, die aber relevant ist. Deshalb sind Facebook, Twitter, Youtube, Second Screen so wichtig. Das Fernsehen hat sich immer den en Bedürfnissen der Konsumenten angepasst, ein positiver Trend dieser Industrie." Twitter oder Facebook seien nicht die Feinde des Fernsehens, sondern eher umgekehrt. (ae, derStandard.at, 25.9.2013)