Dieses Henna-Kleid ist im Großhandel um 40 Dollar und in Einzelshops um 80 Dollar zu haben. 

Foto: Synergy Clothing

150 Näherinnen aus Nepal sind insgesamt für Synergy im Einsatz.

Foto: Synergy Clothing

Synergy-Stücke gibt es in Österreich bisher nur im Online-Shop.

Foto: Synergy Clothing

Santa Cruz - Die Geschichte schmeckt derart nach Freiheit, Abenteuer, Unabhängigkeit und Gutmenschentun, dass es sich ein findiger Marketing- und Werbeberater ausgedacht haben könnte. Eine junge, unbedarfte Frau Anfang 20 fährt von Kalifornien nach Nepal und Indien und sieht die dortigen Arbeitsbedingungen, mit denen vor allem Frauen kämpfen müssen. Sie will helfen. Sie kauft von den Frauen produzierte Kleidung ein, schickt sie heim nach Amerika und lässt sie verkaufen - am Rande von Konzerten der legendären Hippie-Band The Grateful Dead.

Das war 1993. 20 Jahre später leitet die Abenteurerin Kate Fisher gemeinsam mit ihrem Ehemann Henry Schwab, einem einstigen Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace, ein Kleidungsunternehmen mit 34 Angestellten in den USA. "Synergy" ist die professionelle Variante dessen, was Fisher damals gestartet hat, mit dem Unterschied, dass sie mittlerweile alle Kleidungsstücke selbst designt und in Nepal fertigen lässt. Synergy vereint Elemente aus westlichen und östlichen Kulturen, und vor allem sind die modischen Klamotten für Damen nachhaltig, fair, organisch und ökologisch hergestellt. Leistbar sind sie übrigens auch - sofern als Vergleich nicht gerade Stangenware von H&M, Zara oder C&A hergenommen wird.

Fair, ungiftig und ohne Kinder

Im kalifornischen Surfer-Mekka Santa Cruz betreibt Synergy zwei Geschäfte, erst im März 2013 wurde ein weiterer Laden im nördlichen San Francisco eröffnet. Kleidungsstücke von Synergy hängen in 600 Shops in den USA, via Homepage werden Textilien in die ganze Welt verschifft. "Wir planen, ab Jänner auch Shops in Deutschland zu beliefern", sagt Co-Eigentümer Henry Schwab dem STANDARD. Kunden aus Österreich müssen noch mit dem Online-Shop vorlieb nehmen.

Das Geschäft mit Mode aus organischer Baumwolle und Bambusfasern, die von fair bezahlten Arbeiterinnen in Nepal mit Verzicht auf giftige Färbemittel und Kinderarbeit hergestellt wird, läuft hervorragend. Allein im vergangenen Geschäftsjahr 2012 ist das Business um 50 Prozent gewachsen.

Verkauf bei Musikfestivals

Auf die Wurzeln hat Synergy nicht vergessen: Noch immer verkaufen Mitarbeiter die Kleidungsstücke auf Rockfestivals und grünen Veranstaltungen in ganz Amerika. Beim Straßenfestival Haight-Ashbury - dem Viertel in San Francisco, wo die Hippie-Bewegung ihren Ursprung genommen hat - ist Synergy genauso vertreten wie bei den Musikfestivals Lollapalooza oder dem Telluride Yoga Festival. "In eine Menge von 10.000 Musikfans zu blicken, wo mittendrin auch Menschen mit deiner Mode tanzen, das ist sehr speziell", sagt Schwab. Um die Kleidung zu verkaufen, werden auch Leute angestellt, die diese alternative Szene mögen.

Die sind in Santa Cruz nicht schwer zu finden. In der Stadt mit 55.000 Einwohnern sind Plastiksackerln verbannt, seit 2008 darf Essen nicht mehr in Styroporhüllen verkauft werden. Fastfoodketten sind vertreten, die müssen aber in der zweiten Reihe stehen. Vorn in den Einkaufsstraßen finden sich neben Surfshops auch Supermärkte und Restaurants, die auf organische Produkte von lokalen Landwirten setzen.

Um die Produktion zu überprüfen, fährt Fisher einmal im Jahr nach Nepal. Zu den fairen Arbeitsbedingungen zählt übrigens auch ein Nachmittagstee. 150 Arbeiterinnen, die ihre Designs zusammennähen, hat sie begrüßt und ihnen persönlich einen Bonus in die Hand gesteckt. Vom wirtschaftlichen Aufschwung ihrer Firma soll schließlich jeder in der Produktionskette profitieren. (David Krutzler, DER STANDARD, 21.9.2013)