Zuversicht ausstrahlen und mit gelegentlich eingestreutem "Mhmm" die Menschen zum Reden bringen: Eva Glawischnig hört im Wahlkampf lieber zu, als selbst zu sprechen.

Villach - Auftritte wie der im Villacher Kulturhofkeller haben im Wahlkampf der Grünen Seltenheitswert: Eva Glawischnig vermeidet es, große Reden zu halten. Aber hier muss sie zumindest für fünf Minuten auf die Bühne, damit sie alle sehen, die sich in das Gewölbe gedrängt haben und bei "Evas Wahlkantine" mit einem giftig grün aussehenden Getränk begrüßt worden sind. Im Glas schäumen Minzsirup, Ananas- und Limettensaft, wahlweise aufgespritzt mit Tonic oder Prosecco.

Die Gäste, mehrheitlich zwischen 30 und 50, greifen fröhlich zu, schieben sich dann zur Bühne, auf der Rolf Holub, der neue Kärntner Landesrat, sich als DJ vorstellt und prophezeit, dass die Koalitionsspitzen Werner Faymann und Michael Spindelegger sich so lange aneinander festkrallen würden, bis sie gemeinsam ertrunken sein werden. Da habe er eine Alternative: "Die Frau, die Bundeskanzler wird" - Applaus - und wenn es so weit wäre, würde er auch auf die Kinder der Kanzlerin aufpassen. Gelächter, Auftritt Glawischnig, Applaus. Die Spitzenkandidatin lächelt, beschreibt die gewandelte Stimmung im Land - seit 2004, als die Grünen im Landtagswahlkampf noch Wirtshausraufereien überstehen mussten: "War das wirklich so? Ich habe das verdrängt."

Natürlich habe Holub übertrieben, das Rennen um Platz eins sei gelaufen - aber gerade deshalb gelte es die Grünen zu stärken: "Ich möchte aus einer Position der Stärke die Missstände abstellen. An zweiter Stelle: die Umwelt. Und an dritter Stelle: Chancen für jedes Kind", fasst Glawischnig das Wahlprogramm knapp zusammen. Sagt es, steigt von der Bühne, tut das, was sie in diesem Wahlkampf am meisten und am liebsten tut: auf die Leute zugehen, ihnen zuhören. Wie vorher auf dem Hauptplatz. Da ist sie kaum weitergekommen, weil sie auf Schritt und Tritt angesprochen wurde. Sie lässt die Leute reden, ermutigt sie mit gelegentlichem "Mhmm" zum Weitersprechen und beschränkt sich dann darauf, zuversichtlich auf die grünen Positionen zur jeweiligen Frage zu verweisen. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 25.9.2013)