Heimspiel für Michael Spindelegger und Johanna Mikl-Leitner beim Wahlkampfevent in Böheimkirchen nahe St. Pölten.

Foto: Der Standard/Springer

Böheimkirchen - Von den entlegeneren Parkplätzen geht es mit dem Shuttlebus weiter bis zur Halle der Holzhandelsfirma Kollwig. Die letzten Meter durchs Böheimkirchner Betriebsgebiet Süd sind zu Fuß zu meistern, ein älterer VP-Funktionär aus dem Waldviertel schnauft. "Es wird schwer werden", sagt er. Schwer, es pünktlich zu schaffen. Doch er meint etwas anderes: schwer für Michael Spindelegger, Kanzler zu werden.

Das Ziel für Montagabend ist erreicht. Aber warum gähnt das turnsaalgroße Partyzelt vor Leere? "Keiner da", stammelt einer der Mitgehetzten. Doch, hinten in der Ecke ist ein Durchgang, da geht's in die Halle. Und dort sind alle, behängt mit rot-weiß-roten Schals. Die Wangen glühen, die Stirne glänzen, heiß hier drin.

Das Moderatorenteam lässt gerade zwei junge Männer auf der Bühne Liegestütze machen, auf einer Videowand darüber sind sie groß wie Kinohelden. Funktionäre, viele in Tracht, feuern sie an. 3500 sollen aus ganz Niederösterreich gekommen sein, wie VP-Landesgeschäftsführer Gerhard Karner ins Mikro ruft. Er erinnert daran, wie gut das Jahr begann: mit der Heeresvolksbefragung im Jänner, die für die VP-Linie pro Wehrpflicht ausging. Und dem Landtagswahlergebnis von März: 50,8 Prozent. Klatschen.

Die Spitzenkandidatin der VP in Niederösterreich, Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, ist dran. In ihrer politischen Heimat, wo sie Soziallandesrätin war, ist sie die Hanni - mit einem klaren Gegner: Rot-Grün. "Haarsträubende Konzepte" hätten die zwei Parteien für Kinderbetreuung und in Sicherheitsfragen. Auch der Landeshauptmann, der nach ihr laut umjubelt die Bühne betritt, warnt davor - man denke nur daran, wie Wien mit Pendlern umgehe. Auf einmal schwinden Erwin Prölls tiefe Falten aus der Stirn und er gerät ins Schwärmen. Über den "Michl, der mit der Dynamik, wie er wahlkämpft, auch die Regierung führen wird".

Spindelegger will es wiederum machen "wie Erwin Pröll für Niederösterreich". Der gebürtige Mödlinger macht sich über Strache-Rap, Mariahilfer Straße und Tofuschnitzel lustig, mahnt Wahlfreiheit für Eltern ein und wiederholt immer wieder: "Ich will Kanzler werden."

Zum Schluss donnert es Beifall, die Leute springen auf. Nach Bundeshymne und Radetzkymarsch schiebt sich die Menge zum Schinkenfleckerlbuffet. Zuversicht ist angesagt: "Ich gehe davon aus, dass er Kanzler wird", sagt eine Bürgermeisterin - als eine von vielen. "Das muss was werden, bei dieser Stimmung", meinen junge Helfer aus Wien-Umgebung. Nur eine Dame outet sich als Skeptikerin: "Ich bin mir da nicht sicher", murmelt sie, "aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt." (Gudrun Springer, DER STANDARD, 25.9.2013)