Ohnmachtsrituale: "Satellites" von Karin Fisslthaler, derzeit im Kunstpavillon Innsbruck.

Foto: Kunstpavillon/Fisslthaler

Innsbruck - Ein Mädchen kniet mit vor dem Brust-korb verschränkten Armen. Rhythmisch wippt sie nach vorn und hinten; sie atmet heftig ein und aus. Langsam fällt sie in eine Bewusstlosigkeit. Man kann ihr dabei zusehen - auf einem von der Decke hängenden Monitor. So wird der freie Fall in die Ohnmacht, wenn der Boden unter den Füßen weggezogen wird, in gewisser Weise fürs Publikum körperlich nachvollziehbar gemacht.

Wirksam rückgekoppelt

Rund um diesen Monitor hat die Kuratorin der aktuellen Ausstellung, Gabriele Mackert, den übrigen Arbeiten ebenfalls viel Luft gelassen. Und so erschließen sich die Werke rund um das Thema von unterschwelliger Körperlichkeit bis hin zu Geisterhaftigkeit in wirksamer Rückkopplung. Denn die Beiträge von Lisa Holzer, David Jourdan, Nathalie Koger, Stefan Lux, Esther Neumann, Westphalie und eben Karin Fisslthaler, die auf Youtube gepostete Ohnmachtsrituale von Jugendlichen zusammengeschnitten hat, verbinden fast zitathafte Hinweise.

So zeigt Koger eine Installation mit einem Monitor, auf dem sie den sinnlichen Film Entgrenzte Körper präsentiert. Darin folgt die junge Künstlerin Berührungen und Bewegungen von Masseurinnen, die Muskeln und Meridiane bearbeiten, um einen Körper und damit auch die Psyche wieder ins Gleichgewicht zu bringen, im Dasein zu verankern.

Ob auch die Natur über Schwingungen verfügt, das versucht Neumann mit ihren fotografischen Rekonstruktionen zu erforschen. In Geister geht sie scheinbar Irrationalem nach; versetzt durch Mehrfachbelichtungen Bäume in ein unheimliches "Schwingen". Denn derart bekommen Baumstämme eine dunkle Körperlichkeit, einen fast beseelten Zustand, in den man scheinbar hineinsehen kann.

Das Austesten von Grenzüberschreitungen zeigt auch Lux, wenn er abzufilmende und zu animierende Motive so lang in der Hand hält, bis sie zu wackeln beginnen. (Tereza Kotyk, DER STANDARD, 25.9.2013)