Wer nicht schnorchelt oder taucht, geht am Strand vom Coral Bay schwimmen.

Foto: Angelika Mandler-Saul

Eine einzige Straße - rechts Sand mit Strand, links Sand mit zwei Campingsites und zwei Shopping Arcades in Wellblechoptik – das ist Coral Bay.

Mit Abstechern bin ich über 1500 Kilometer seit der Abfahrt von Perth gereist und hier soll das Korallenriff noch schöner sein als das Great Barrier Reef. Als ich aber in Coral Bay mit meinem Campervan einrolle, bin ich zunächst enttäuscht. Hier gibt es eigentlich (wieder) nichts – dann muss es wohl wirklich das Korallenriff sein, das die Menschenmassen bis hier und weiter (bis nach Exmouth) treibt und die beiden Camping Sites extrem voll werden lässt. Auch ich bin schließlich soweit gefahren, um das Korallenriff zu erleben.

Momentan fahren aber keine Glasbodenboote – zu starker Sturm. Kanufahren? Detto. Schließlich buche ich eine Tagestour zum Schnorcheln (ein stolzer Preis, aber wofür habe ich mich sonst über den einsamen Highway hierher gequält?) und verbringe den Nachmittag am traumhaft weißen Sandstrand mit Schnorcheln. Ein paar Red Snapper schwimmen mir um die Nase und viele kleine bunte Fischlein folgen mir ebenfalls. Am Campingplatz gilt aber auch hier in Coral Bay: Sobald es dunkel ist, herrscht Totenstille.

Der nächste Tag mit der Schnorcheltour beginnt jedoch vielversprechend: Wir sind elf Taucher und Schnorchler, die bereits um halb 9 Uhr morgens mit Wetsuits und dem üblichen Drumherum ausgerüstet zum Boot verfrachtet werden. Es ist ausnehmend frisch und der kalte Wind tut noch sein Übriges: Warm wird uns heute bis zur nachmittäglichen Rückkehr nicht mehr werden.

Mantarochen und Riffhaie

Insgesamt drei Schnorchelgänge werden absolviert und meine Höhepunkte sind eindeutig die Sichtung von mehreren völlig entspannt schwebenden Sea Turtles, einem riesigen Mantarochen mit 4 Meter Durchmesser und zwei Riffhaien. Meine Schnorchelerfahrung beschränkte sich bisher nur auf Kroatien und Thailand; deswegen bin ich dementsprechend beeindruckt. Die Korallen leuchten in Gelb und Violett, die meisten aber im dankbaren Beige. Laut Fachmedien ist hier aber die Korallenwelt noch in Ordnung, trotz der meist überschaubaren Braun-Töne. Ob und wie das Great Barrier Reef hier mithalten kann – wir werden es ja sehen: Anfang November"möchte ich dort eine Runde schnorcheln.

Mit Coral Bay ist der nördlichste Abschnitt meiner Westaustralien-Tour erreicht und ab sofort geht's wieder gen Süden: Der North West Coastal Highway mit dem Overlander Roadhouse und seinen kreischenden weißen Kakadus, den vielen toten Roos am Straßenrand und seiner roten Einöde hat mich wieder.

Nach sieben Stunden Fahrt und einigen "Flat Whites" übernachte ich in der "Riverside Sanctuary" - mal ganz was anderes. Eine stillgelegte Schafscherfarm, die zu ihren besten Zeiten 15.000 Tiere beherbergte und jetzt eine vorbildliche "Eco Farmstay Accomodation" inkl. Campingsite ist. Hier bin ich für diese Nacht der einzige Camper, nur mit ein paar Roos, Emus und dem fast ausgetrockneten Murchinson River unter dem australischen Sternenhimmel. Eine ganz besondere Erfahrung, vor allem weil im alten Shearing Shed noch alles so aussieht, als hätten die letzten Schafscherer aus  "Dornenvögel" eben den Raum verlassen.

Kalbarri

Kalbarri – der zweigeteilte Nationalpark: Einerseits die tiefen Schluchten, die der Murchinson River gegraben hat und andererseits die Küste mit ihren wunderschönen Klippen. Die Sandpiste im Nationalpark, die zu den schönsten Aussichtspunkten führt, ist aber gerade "under construction" und für Privatfahrzeuge gesperrt. Deswegen muss ich mich einer Coach Tour anschließen. Als ich die neu aufgeschütteten Sandpisten sehe, bin ich aber ganz froh, dass uns Rangerin Helen  - mit einem Affenzahn - in ihrem Bus zum spektakulären Nature´s Window bringt und ich mit dem Campervan nicht selbst hinschaukeln muss. Da es laut Helen eigentlich seit zweieinhalb Jahren keine ertragreichen Regenmengen gegeben hat, ist der Murchinson River nur rudimentär mit einigen Gumpen vorhanden. Aber die Windungen, die der Fluss in den roten Felsen gedreht hat, sind wirklich schön anzusehen und erinnern mich an den Grand Canyon.

Noch besser gefällt mir jedoch die Küstenregion des Nationalparks: Entlang der Klippen gibt's Walking Trails und sogar Radwege, Stichstraßen zu kleinen Stränden und viele "scenic lookouts" inmitten der blühenden Wildblumen. Und weil auch die Strände vor meinem Campingplatz in Kalbarri (das im Übrigen wieder nur ein kleines "Kaff" mit überhöhten Restaurantpreisen ist) blendend weiß sind, die rotgrauen Papageien in den Bäumen über mir so nett kreischen und die Damen am Campingplatz so nett waren ("3 nights? No worries, love"), bleibe ich jetzt mal eine Weile hier.