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Backcheck: Auffälligkeiten, Anekdoten und Analysen aus der EBEL. Jeden Dienstag.

28 Spiele wurden in der Erste Bank Eishockey Liga bereits wieder absolviert. Während sich Neueinsteiger Bozen weiterhin an der Tabellenspitze behaupten kann, hat Salzburg den Start ins neue Spieljahr verpatzt. Gegen den einschlägig vorbelasteten Grazer Guillaume Lefebvre musste das Department of Player Safety (DOPS) bereits die erste Sperre verhängen und beim ligaweiten Zuschauerschnitt pro Spiel spiegelt sich Zagrebs Ausstieg bereits in einem Minus von 12,3 Prozent wider. Die Geschichten aus der EBEL-Woche im Backcheck.

Die wichtige 1:0-Führung

Ein sich bereits im Vorjahr deutlich abzeichnender Trend setzt sich auch in der neuen Saison fort: Während der sogenannte Heimvorteil schwindet, steigt die Bedeutung des ersten Treffers in einem Spiel. Gleich drei Viertel aller Partien entschied jenes Team für sich, das mit 1:0 in Führung ging.

Im Besonderen trifft dies auf die (bisher acht) Begegnungen mit Beteiligung der Titelfavoriten Salzburg und Wien zu, die beide jedes Saisonspiel gewannen, in dem sie das erste Tor erzielten (bzw. jede Partie verloren, in der sie den ersten Treffer kassierten).

Historische Pleite

Im direkten Duell dieser beiden Klubs setzten sich am vergangenen Freitag die Capitals vor eigenem Publikum nach einem furiosen Startdrittel (6:0 mit sechs Toren binnen 6:44 Minuten) mit 9:1 durch. In seiner bisher 574 Spiele umfassenden EBEL-Geschichte kassierte der EC Salzburg dabei zum erst vierten Mal den Rekordwert von neun Gegentreffern. Bemerkenswert dabei, dass die Bullen drei ihrer vier Niederlagen mit neun Gegentoren am Eis der Albert Schultz-Halle einstecken mussten (2005, 2011, 2013).

Somit reist das Team von Trainer Don Jackson am Dienstag als aktueller Tabellenvorletzter zum "Kellerduell" nach Ljubljana. Olimpija, das als einziges Team noch ohne Saisonsieg dasteht, feiert dabei seine diesjährige Heimpremiere, aufgrund der in Slowenien ausgetragenen Basketball-EM stand die Halle am Tivoli in den ersten Wochen der Meisterschaft nicht zur Verfügung.

Weinhandl baut Shutout-Rekord aus

Titelverteidiger KAC fuhr nach drei Niederlagen zum Saisonbeginn am vergangenen Wochenende gegen Znojmo und Graz die ersten beiden Siege des noch jungen Spieljahres ein. In beiden Partien stand Neuzugang Fabian Weinhandl im Tor, der gegen die 99ers das 14. Shutout seiner EBEL-Karriere (nun 181 Einsätze) verzeichnete. Kein anderer aktuell in der Liga aktiver Goalie blieb bisher öfter ohne Gegentreffer.

Während die Defensive der "Rotjacken" weitestgehend solide agiert und mit 2,40 pro Spiel die zweitwenigsten Gegentreffer aller Teams hinnehmen muss, schwächelt aktuell die Offensivabteilung. Von der neu formierten ersten Angriffsformation mit Thomas Koch, John Lammers und Colton Fretter - das Trio sammelte in den jüngsten drei Spielen 16 Scorerpunkte - abgesehen, hat bisher kein Stürmer im Kader mehr als einen Punkt auf seinem Konto.

Anfangs hinten und am Ende vorne stark

Auf Tabellenrang eins kann sich weiterhin der HCB Südtirol behaupten, der in jedem seiner Spiele punktete. Bisher verliefen Partien mit Bozener Beteiligung stets nach einem recht einheitlichen Muster: Das Team von Tom Pokel setzt zu Beginn auf eine kompakte Defensive und kassierte daher in den Startdritteln der bisher sechs Spiele noch keinen einzigen Gegentreffer. Im Schnitt lässt die Abwehr in den ersten 20 Minuten um knapp 43 Prozent weniger Schüsse auf Goalie Jaroslav Hübl zu als in der restlichen Spielzeit.

Offensiv kommt der Liganeuling speziell in den Schlussabschnitten zur Entfaltung, in den Spielminuten 41 bis 60 stehen bereits 15 erzielte Tore zu Buche, so viele, wie zwischen erster und 40. Minute zusammen. Auch im Vergleich mit anderen Teams sticht Bozens starkes drittes Drittel heraus, konnte doch keiner der Konkurrenten öfter als sieben Mal anschreiben.

Kaum in Rückstand, dennoch wenige Punkte

Im weiteren Verlauf der Saison dürfte sich Orli Znojmo als das spielstärkste internationale Team der EBEL etablieren, aktuell läuft es bei den Südmähren jedoch noch nicht nach Wunsch. Zwar können die Tschechen ihre Partien stets lange offen halten, am Ende hat jedoch meist der Gegner den längeren Atem. Obwohl im bisherigen Verlauf der Meisterschaft nur Bozen prozentuell gesehen noch weniger lang in Rückstand lag, hat Znojmo nur drei von acht möglichen Punkten geholt.

Damit sprichwörtlich auf des Messers Schneide stehende Spiele zukünftig häufiger zu Gunsten der Mannschaft von Trainer Jiří Režnar kippen, wurde man am Montag noch einmal am Transfermarkt aktiv und verpflichtete Sasu Hovi. Der Finne, MVP der tschechischen Extraliga im Jahr 2010, ist der siebte Import und vierte Goalie im Kader, bis zum kommenden Wochenende wird sich Znojmo daher von zwei seiner Torhüter trennen.

Starke Tiroler Überzahl

Zwei erfolgreiche Heimspiele mit 4:0 Punkten und 12:4 Toren hat der HC Innsbruck hinter sich. Zwar standen die Haie - Salzburg ausgenommen - noch nicht gegen die wirklichen Topklubs der Liga am Eis, der aktuelle vierte Tabellenrang kann dennoch als positive Überraschung gewertet werden. Als Tiroler Spezialität erwies sich bisher das Überzahlspiel: Es bedurfte nur 5:38 Minuten bei numerischer Überlegenheit, um zum Torerfolg zu gelangen, was Innsbruck zum derzeit effektivsten Team der EBEL im Powerplay macht.

Die fünf Überzahltore gingen auf das Konto von fünf verschiedenen Spielern, neun Cracks sammelten bereits Scorerpunkte im Powerplay. Werte, die darauf hindeuten, dass die Haie in dieser Special Team-Formation heuer deutlich breiter und stärker aufgestellt sind als im Vorjahr.

Ein Mann mehr noch kein Vorteil

Ganz und gar nicht zufrieden mit ihrem Überzahlspiel sind hingegen der EHC Linz und die Graz 99ers, die in 34:32 bzw. 37:30 Minuten bei numerischem Vorteil noch keinen Treffer erzielen konnten. Speziell im Fall der Black Wings, die im Grunddurchgang der letzten Saison noch auf das stärkste Powerplay der Liga (Erfolgsquote: 23,5%, 7:15 Minuten pro Tor) bauen konnten, besteht noch Optimierungspotenzial. Allerdings hat Linz im Sommer die Hälfte seiner Top-sechs-Stürmer ausgetauscht, finden sich die neuen Formationen, wird sich das Überzahlspiel des Meisters von 2012 maßgeblich verbessern.

Torhütertalent zurück in Villach

Zerschlagen hat sich der Wechsel von Lukas Herzog von Villach nach Salzburg. Der 20jährige Torhüter, zweifelsfrei das größte österreichische Talent seines Jahrgangs, konnte sich trotz bestechender Leistungen in der Erste Bank Young Stars League (15 Siege bei 18 Einsätzen im Kalenderjahr 2013) mit dem VSV nicht auf einen Vertrag einigen und versuchte sich in der vergangenen Woche im Probetraining beim EC Salzburg.

Die Bullen entschieden sich jedoch dazu, ihr MHL-Team mit dem Finnen Antti Karjalainen zu verstärken, sodass Herzog nun (als Overager) in die U20 Villachs zurückkehrt. Für den Goalie keine leichte Situation: Vom Potenzial her ist er über einige Backups anderer EBEL-Klubs zu stellen, bei den traditionell über gute Torhüter verfügenden Adlern ist die Aussicht auf für die Entwicklung dringend benötigte Einsätze im Seniorenbereich jedoch sehr gering. (Hannes Biedermann, derStandard.at; 24.9.2013)