Die letzte Reise des ehemaligen Präsidenten Mahmud Ahmadi-Nejad zur UN-Vollversammlung im vergangenen Jahr ist immer noch ein Spott-Thema in vielen iranischen Medien. Aber ausnahmslos alle iranischen Medien sind vor dem Besuch des neuen Präsidenten Hassan Rohani in New York positiv gestimmt.

Nicht nur im Westen, auch im Iran wartet man mit Spannung auf seine Rede vor der Uno-Versammlung am Dienstag. Nachdem der religiöse Führer Ali Khamenei die iranische Haltung zu den bevorstehenden Gesprächen als "heroische Flexibilität" bezeichnet hat, besteht für politische Beobachter kein Zweifel mehr, dass Rohani die nötige Vollmacht erhalten hat und der Iran bereit ist, dem Westen in allen Bereichen entgegenzukommen.

Am Montag wurde bekannt, dass am Rande der Vollversammlung politische Gespräche über das iranische Atomprogramm stattfinden werden, in der üblichen Konstellation P5+1 (die fünf Atommächte und Deutschland) mit Außenminister Mohammed Javad Zarif als iranischer Verhandlungsführer. Der Verhandlungstermin kommt damit früher als geplant - und völlig ungewöhnlich ist, dass US-Außenminister John Kerry teilnehmen wird.

Rohani hat im Vorfeld seiner Reise bei einem Treffen mit den höchsten Generälen der Revolutionsarmee versucht, auch deren Bedenken beiseite zu schaffen. Die Gegner der Kontakte zum Westen, vor allem zu den USA, sind nach den Äußerungen des religiösen Führers in ihrer Kritik eingeschränkt, aber können jederzeit, falls die Gespräche in New York keinen Fortschritt ergeben, wieder genug Auftrieb erhalten, um die Regierung in die Defensive zu drängen.

Viele iranische Medien sind der Ansicht, dass ein Entgegenkommen seitens des Westens die Radikalen im Iran endlich in die Schranken weisen könnte. Allein die optimistische Haltung im Land im Vorfeld der New-York-Reise Hassan Rohanis bescherte der iranischen Währung Rial wieder einen Auftrieb, sein Wert stieg vergangene Woche um mehr als zwei Prozent. (Amir Loghmany aus Teheran, DER STANDARD, 24.9.2013)