Wien/Graz - Österreichs Kirchenführung hält sich mit Interpretationen der Papst-Aussagen zur Sexualmoral und Öffnung der Kirche zurück. Kardinal Christoph Schönborn lässt nur ausrichten, es sei nicht seine vordringliche Aufgabe, Aussagen des Papstes zu kommentieren. Roma locuta, causa finita - Rom hat gesprochen, der Fall ist beendet: An diese Maxime hält sich auch der steirische Bischof Egon Kapellari. Er will sich offiziell ebenso nicht äußern.

Wiewohl das Interview des Papstes - in dem dieser aufgefordert hatte, die Kirche dürfe sich nicht mehr ständig mit Fragen der Sexualmoral beschäftigen, sondern sich verschiedenen Gesellschaftsschichten viel weiter öffnen als bisher - kirchenintern natürlich für Diskussionen sorgt. Es sei vor allem der Ton, den der Papst anschlage, der einen Stimmungsumschwung, der nun Bewegung in die Kirche bringe. Das sieht auch der Sprecher der Ordensgemeinschaften, Ferdinand Kaineder, so. Der Papst agiere nicht mehr mit "moralischem Zeigefinger und urteilt nicht, was richtig und falsch ist, er will den Menschen so nehmen, wie er ist".

An der kirchlichen Basis gibt es aber auch Skepsis. Der Papst sende zwar "Signale aus, die aufhorchen lassen, jetzt müssen aber konkrete und vernünftige Antworten auf die drängenden Lebensfragen folgen", sagt etwa der Hartberger Pfarrer Josef Reisenhofer. (mue, DER STANDARD, 21.9.2013)