Die Jogginghose ist ein Kleidungsstück mit breitgefächerter sozialer Anwendung: Sowohl der ältere, von Strache nächstengeliebte "echte" Österreicher als auch der Bursch mit dem scharf anrasierten Haarschnitt liebt dieses bequeme Kleidungsstück. Nur die neue Direktorin der Innsbrucker Handelsakademie liebt sie nicht: Sie hat die häufig getragenen Dinger einfach verboten. Was wiederum beträchtlichen Aufruhr, ablehnenden und zustimmenden, in der Öffentlichkeit erregte. 

Im bekannt eleganten Standard-Rondo wurde vor gar nicht langer Zeit "Gerechtigkeit für die Jogginghose" gefordert. Einerseits. Andererseits kann man die Argumentation der Direktorin nicht ganz negieren: "Wir bilden für die Dienstleistungsbranche aus. Und in fast jedem Unternehmen gibt es einen Dresscode." Das kann auch als Unterdrückung der ei­genen Persönlichkeitsentwicklung empfunden werden. Es ist aber eine "berufsbildende" Schule. Unter diesem Gesichtspunkt muss man jungen Leuten, die eine Zukunft in einem entsprechenden Beruf haben wollen, auch von Nasenpiercings und flächendeckenden Tattoos echt abraten.

Ein Zwiespalt zwischen Selbstverwirklichung und unangenehmen Zwängen. Soll man durchaus ernst nehmen. Aber man soll auch der Direktorin zugestehen, dass sie keine willkürlichen Kasernenhofmaßnahmen will, sondern an die Zukunft der Schüler denkt. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 21./22.9.2013)