Astronomen entdeckten mehrere "Arme" aus Gas, die ins Innere des Coma-Haufens zeigen (die beiden parallel verlaufenden unten links im Bild sind am besten zu erkennen). Die beiden weißen Flecken im Inneren des Haufens sind riesige elliptische Galaxien.

Foto: NASA/CXC/MPE/J. Sanders et al & SDSS

Garching - Über 300 Millionen Lichtjahre von uns entfernt und im Sternbild Haar der Berenike gelegen befindet sich eine gewaltige Struktur: Der Coma-Galaxienhaufen, in dem sich über 1.000 Galaxien innerhalb eines Durchmessers von etwa 20 Millionen Lichtjahren angesammelt haben - also nur etwa dem achtfachen Abstand zwischen der Milchstraße und ihrer Nachbarin, der Andromeda-Galaxie.

In diesem Galaxienhaufen gibt es verschiedene Spuren von Kollisionen und Verschmelzungen mit kleineren Galaxienhaufen. Zum Beispiel enthält der Coma-Haufen mit NGC 4874 und NGC 4889 zwei riesige elliptische Galaxien. Vermutlich handelt es sich bei ihnen um die Überreste der beiden größten Galaxienhaufen, die mit dem Coma-Haufen verschmolzen sind.

Neue Entdeckung

Nun berichten Forscher in "Science" von weiteren Spuren, Kondensstreifen ähnelnd. Das Team um Jeremy Sanders vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching entdeckte mit den Röntgen-Satelliten "Chandra" und "XMM-Newton" Strukturen, die Armen von einer halben Million Lichtjahre Länge ähneln.

Es könnte sich um Spuren überhitzten Gases nach galaktischen Verschmelzungsprozessen handeln, so die Forscher: "Ähnlich wie ein Jet einen Kondensstreifen aus Wasserdampf hinter sich herzieht, wenn er über den Himmel fliegt". Aus welchen Galaxien bzw. Galaxienhaufen dieses Gas einst herausgerissen wurde, lässt sich noch nicht genau sagen. Zwei davon scheinen zu einer Gruppe von Galaxien zu führen, die etwa zwei Millionen Lichtjahre vom Zentrum des Coma-Haufens entfernt liegt. Eine sehr dünne Spure führt auch zu einer einzelnen Galaxie.

Erstaunt waren die Astronomen darüber, dass die Arme relativ "glatt" sind. Beim Verschmelzen von Galaxien seien Modellen zufolge starke Turbulenzen zu erwarten, so die Forscher. Die glatte Form deute aber auf eine selbst nach vielen Fusionen "eher ruhige Kulisse" für das heiße Gas im Coma-Haufen hin. (red, derStandard.at, 21. 9. 2013)