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Cobra-Chef Bernhard Treibenreif widerspricht der Kritik am Einsatz in Niederösterreich.

Foto: REUTERS/Herbert Neubauer

Nach dem Vierfachmord in Niederösterreich wurde Kritik an dem Cobra-Einsatz laut. Wegen Sparmaßnahmen seien zu wenige Beamte zu dem Einsatz geschickt worden, heißt es in einem anonymen Schreiben an mehrere Medien, das auch dem STANDARD vorliegt. Statt der ursprünglich vorgesehenen 13 Beamten seien es nur drei gewesen, dadurch sei ein unkalkulierbares Risiko entstanden.

Cobra-Chef Bernhard Treibenreif wies die Vorwürfe im Ö1-"Mittagsjournal" am Freitag zurück. Der Fall des Wilderers sei seit Jahren anhängig. Man habe gemeinsam mit der Landespolizeidirektion Niederösterreich ein Einsatzkonzept entwickelt, an das man sich gehalten habe. Da auch Personal einer Spezialeinheit des Landeskriminalamts in den Einsatz eingebunden gewesen sei, sei die Zahl der Cobra-Beamten geringer gewesen.

Kritik an Ausrüstung

Auch die Kritik an der Ausrüstung der Cobra ist für Treibenreif nicht nachvollziehbar. Die Ausrüstung sei auf dem letzten Stand der Technik, für den Einsatz seien ausreichend Nachtsichtgeräte und Gewehroptiken vorhanden gewesen. Außerdem seien die Schutzwesten "das Beste, das am Markt derzeit erhältlich ist".

Zwar sei im Einsatzplan vorgesehen, welche Ausrüstung getragen werden soll, letztlich müssten die Beamten diese Entscheidung aber selbst treffen. Zudem sei die Frage der Ausrüstung im vorliegenden Fall nicht relevant, da der Täter außergewöhnlich brutal vorgegangen sei. 

Aus dem Ruder gelaufen

Am Samstag bekräftigte Treibenreif auf Ö1 das korrekte Vorgehen bei dem Einsatz: Alois H. habe ein völlig atypisches Verhalten an den Tag gelegt: "Normalerweise ist nach einem Schusswechsel mit der Polizei in 99,9 Prozent der Fälle schlichtweg ein Fluchtverhalten erkennbar, weg aus dem Gefährdungsraum. Offensichtlich hat aber dieser Täter aufgrund einiger Umstände, die man nur vermuten kann, mit sich abgeschlossen gehabt und es drauf ankommen lassen."

Prinzipiell sei der Einsatz in Niederösterreich planmäßig gewesen. In der Erstphase seien zwar "schreckliche Ereignisse vorgefallen", aber die weiteren Ereignisse, Fahndung, Festnahme, seien nicht aus dem Ruder gelaufen. Im Vorfeld sei ein Konzept erstellt worden, auch mit Eventualitäten - das Szenario, wie es passiert ist, sei aber nicht im Plan gewesen.

Auf Diskussionen, ob bei dem Einsatz möglicherweise zu wenig Personal dabei war, wollte Treibenreif "Im Journal zu Gast" nicht eingehen. Der Einsatz sei nicht nur im Jahr 2013 gelaufen, sondern bereits seit Jahren. Die Cobra sei schon in den vergangenen Jahren zugezogen worden, der Fall sei unter unterschiedlichen Konzepten bearbeitet worden. Grundsätzlich verfüge die Cobra über genügend Personal für ihre Einsätze. Auch die Schutzwesten seien "state of the art".

Bereits am Mittwoch wies Innenministerin Mikl-Leitner Kritik am Einsatz zurück. (red, derStandard.at, 20.9.2013)