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In Zagreb weiß man genau, wo er wohnt, obwohl das deutsche Bundeskriminalamt 12.000 Euro auf seine Festnahme ausgesetzt hat. In Kroatien wird aber gerätselt, weshalb Josip Perković zu einem derartigen Politikum werden konnte und ob sein Fall wirklich der Grund dafür ist, dass die Regierung den EU-Haftbefehl nicht umsetzt und mit EU-Sanktionen rechnen muss.

Zuletzt hieß es gerüchteweise, Perković könne nach einem Kompromiss mit der EU-Kommission doch im Jänner an Deutschland ausgeliefert werden, doch die wochenlange Weigerung von Premier Zoran Milanović, einzulenken, verstärkte Spekulationen, dass der Regierungschef, dessen Vater der jugoslawischen Nomenklatura angehörte, Perković aus geheimnisvollen Gründen schützen würde.

Andere Stimmen meinen, dass die Lex Perković tatsächlich nichts mit dem Ex-Geheimdienstler mit dem Decknamen Tomo Novaković zu tun hat und der Fall bloß so aufgebauscht wurde, weil gerade Deutschland (das für Kroatien sehr wichtig ist) Perković sucht und den Prozess machen will.

Sicher ist nur, dass das Gesetz zur Einschränkung des EU-Haftbefehls schon bei dessen Beschluss im Juni den Namen Perković bekam und bereits damals ausnahmslos Spekulationen kursierten, die nicht mit Fakten erhärtet werden können. Dieser Gerüchtecocktail passt aber ganz gut zu dem Job des Geheimdienstlers.

Perković, 1945 in einem slawonischen Dorf geboren, war nicht nur Mitarbeiter des jugoslawischen Geheimdienstes UDBA - er sammelte Informationen über jugoslawische Regimegegner im Ausland -, sondern arbeitete auch für den Staatssicherheitsdienst. Im unabhängigen Kroatien baute er dann den neuen Geheimdienst auf. Er steht also exemplarisch für all jene, die von der sozialistischen in die neue nationalkonservative Elite unter Franjo Tudj­man überliefen. Tatsächlich war der Elitenwechsel in Kroatien weit weniger klar, als dies gerne erzählt wird. Perkovićs Sohn Saša beriet jedenfalls bis vor kurzem Präsident Ivo Josipović.

Anzunehmen ist, dass Perković senior über Wissen und/oder Erpressungsmaterial verfügte, das ihm im neuen Kroatien Türen öffnete. Sicher ist, dass die UDBA-Morde nicht auf­geklärt worden sind. Die deutsche Justiz wirft Perković vor, an der Ermordung des Ina-Managers und Jugoslawien-Kritikers Stjepan Djureković 1983 im deutschen Wolf­ratshausen ("Operation Donau") beteiligt gewesen zu sein. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 20.9.2013)