Der Begriff "Waffennarr" hat etwas Verharmlosendes an sich. Wenn einer hunderte "Langwaffen" (Gewehre") und "Faustfeuerwaffen" (Pistolen und Revolver) in einem geheimen Keller hortet, dann sollte man ihn eher als "Waffen-Freak" bezeichnen. Eine absurde Zahl von Schusswaffen bei einer Person sollte ein Alarmzeichen sein. Wer sich seine Welt sozusagen mit Waffen austapeziert, sollte auf gesellschaftliches Misstrauen stoßen, selbst wenn alles legal und rechtlich abgesichert wäre. 

Wer für seinen Gemütshaushalt den Besitz von ungewöhnlich vielen funktionsfähigen Schusswaffen braucht, zeigt eine Verhaltensauffälligkeit. Nach einer amerikanischen Studie gibt es eine Korrelation zwischen der Anzahl von Schusswaffen und der Zahl der Opfer: Viele Waffen in einer Gesellschaft bedeuten auch viele Opfer durch Schusswaffen. 

Der Vierfachmörder vom Alpenvorland versteckte allerdings seine (möglicherweise bei vielen Einbrüchen zusammengestohlene) Schusswaffensammlung in einem Keller. Er war zwar im Schützenverein, scheint aber niemandem sein gehortetes Arsenal gezeigt zu haben – oder doch?

Aber die Gewöhnung an Waffen, der vertraute Umgang damit, die leichte Erreichbarkeit senkt im Fall von psychischen Fehlentwicklungen auch die Hemmschwelle des Gebrauchs. Dann hören wir wieder, dass der Nachbar so "ruhig und unauffällig" gewesen sei. (DER STANDARD, 20.9.2013)