Die Herausforderungen in der medizinischen Versorgung von Menschen mit Beeinträchtigungen zeigt dieses Video der Lebenshilfe Wien.

Menschen mit Beeinträchtigungen laufen Gefahr, an einer medizinischen Unterversorgung zu leiden.

Foto: KH Barmherzige Brüder Wien/Zitronenwasser

"Uns ist wichtig, dass wir wissen, was uns auf uns zukommt", sagt eine Betroffene. Eine einfache, verständliche Sprache sei daher das Um und Auf.

Foto: KH Barmherzige Brüder Wien/Pawloff

Ausführliche Gespräche können helfen, Patienten ihre Angst zu nehmen.

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Zum Austausch von Betroffenen, Angehörigen und Gesundheitseinrichtungen veranstalten Lebenshilfe Wien und die Gesellschaft VUP Austria die Tagung medINKLUSION. Sie findet am 27. September in Wien-Hietzing statt.

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Zu einer barrierefreien medizinischen Versorgung von Menschen mit Beeinträchtigungen rufen die Lebenshilfe Wien und das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien auf. "Menschen mit intellektueller und mehrfacher Beeinträchtigung sind in Gefahr, medizinisch unterversorgt zu sein. Spitäler sind gefordert, sich besser auf sie einzustellen und den Umgang mit behindertenspezifischen Krankheitsbildern und ungewohnten Verhaltensweisen zu lernen", sagt Bernhard Schmid, Generalsekretär der Lebenshilfe Wien.

Besondere Betreuung

Betroffene benötigen in medizinischen Belangen besondere Betreuung. Sie zeigen teils atypische Schmerzreaktionen und können sich schwerer verständlich machen, oft auch nur nonverbal. Die Diagnose und medizinische Behandlung werden dadurch schwieriger. "Mit Bewusstseinsbildung für die Bedürfnisse von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung und enger Zusammenarbeit mit Fachkräften in der Gesundheitsversorgung setzen wir uns für Menschen mit Behinderung und ihre Gesundheit ein", sagt Schmid. 

Angestrebtes Ziel ist, dass Betroffene in Spitälern einen barrierefreien Anlaufpunkt vorfinden und dass das Personal über behindertenspezifische Krankheitsbilder Bescheid weiß. Erstuntersuchungen seien so leichter möglich, außerdem könne Fachwissen mit anderen Abteilungen unter einem Dach besser geteilt werden, so Schmid. 

Verständliche Sprache

Barrierefreiheit ist aber nicht nur bei räumlichen Gegebenheiten notwendig, sondern auch in der Kommunikation. "Leichte Sprache ist für Menschen mit Lernschwierigkeiten beim Arztbesuch wichtig. Dazu gehört, kurze Sätze zu verwenden, nur eine Information in einem Satz unterzubringen sowie langsam und deutlich zu sprechen", sagt Hilde Fischer, selbst Klientin bei der Lebenshilfe. Wichtig sei außerdem, keine Fremdwörter zu verwenden und schwierige Wörter zu erklären - auch mit Bildern und Symbolen. "Uns ist wichtig, dass wir wissen, was uns auf uns zukommt", so Fischer.

Seine Patienten könnten Fragen wie 'Wo tut es weh?' oder 'Wie ist es mit der Verträglichkeit von Speisen' oft nicht beantworten, sagt Othmar Freudenthaler, medizinischer Leiter der Ambulanz für Menschen mit intellektueller und körperlicher Beeinträchtigung bei den Barmherzigen Brüdern. "Wir sind daher auf Informationen von Betreuungspersonen, Familienangehörigen und auf vorhandene Befunde angewiesen", so Freudenthaler.

Das Gespräch mit Patienten und ihren Betreuungspersonen sei wichtig, um zum Kern Problems vorstoßen zu können. Oft könne man durch eine umfassende Anamnese 'furchteinflößende' Diagnostik wie Endoskopien, MRT- und CT-Untersuchungen vermeiden oder ihnen zumindest etwas von ihrem Schrecken nehmen, sagt Freudenthaler.

Viele Spezialangebote

Der Wiener Krankenanstaltenverbund bietet zahlreiche Spezialangebote für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung. "Die Mitarbeiter versuchen, den Weg so problemlos wie möglich zu gestalten - vom Schalter bis zum Bett", sagt Susanne Drapalik vom Wiener Krankenanstaltenverbund. Im Moment werde an einer einheitlichen Richtlinie zur Betreuung dieser Zielgruppe und Experten aus unterschiedlichen Gesundheitseinrichtungen gearbeitet.

Gemeinsam mit der neuen Gesellschaft Very Unequal People (VUP Austria) veranstaltet die Lebenshilfe Wien die Fachtagung medINKLUSION, bei dem sich Betroffene, Angehörige, Behindertenverbände und Gesundheitseinrichtungen austauschen können. Die Tagung findet am 27. September im Kardinal König Haus in Wien-Hietzing statt. (red, derStandard.at, 19.9.2013)