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Die Wahl der richtigen Schultasche ist alles andere als kinderleicht.

Foto: apa/dpa/Jonas Güttler

Bad Abbach - Untersuchungen haben gezeigt, dass das Gewicht der gefüllten Schultasche zwischen der ersten und der fünften Klasse kontinuierlich von 2,3 auf knapp sieben Kilogramm steigt. Manche Schüler schleppen täglich sogar mehr als zehn Kilogramm Bücher und Hefte in der Schultasche mit sich herum, schreibt der Online-Reportagedienst obx-medizindirekt.

"Bei jedem fünften Kind über sechs Jahren sind heute Haltungsschäden feststellbar", sagt Joachim Grifka, Direktor der Orthopädischen Klinik der Universität Regensburg in Bad Abbach. Deshalb sind die Eltern dazu angehalten, ihre Kinder nicht zusätzlich mit überfüllten Schultaschen zu belasten. "Der gepackte Ranzen sollte nicht mehr als zehn Prozent des Körpergewichtes wiegen. Alles Unnötige muss vermieden werden, denn Kinder, die ständig zu schwer tragen, riskieren Haltungsschäden. Schließlich steigen Stabilität und Belastbarkeit der kindlichen Wirbelsäule erst mit zunehmendem Wachstum und Alter", erläutert Grifka.

Bereits beim Kauf ist darauf zu achten, dass die Schultasche nicht mehr als ein Kilogramm - besser sogar weniger - wiegt, so der Experte. Falsches oder einseitiges Tragen der Schultasche belastet zudem die Wirbelsäule und kann zu Haltungsschäden mit Rückenverkrümmungen führen.

Expertentipps

Während in den ersten beiden Schulklassen hauptsächlich die typische Schultasche verwendet wird, beginnt sich ab der 3. Schulstufe zunehmend der Schulrucksack durchzusetzen. Bis zum Alter von 13 Jahren sollte der Schulrucksack auf dem Rücken getragen werden. Schwere Schultaschen mit zu kurzen Gurten können die Krümmung der Brustwirbelsäule (Brustkyphose) verstärken, gibt der Orthopäde zu bedenken. Schwere Ranzen mit zu langen Gurten bergen hingegen die Gefahr eines verstärkten Hohlkreuzes (Lendenlordose). Außerdem sollten zur Grundausstattung unbedingt wattierte Schulterriemen zählen.

Laut Meinung von Grifka ist besonders auch auf das richtige Heben zu achten: So übt etwa eine Schultasche, die mit gebeugtem Rücken angehoben wird, extrem hohen Druck auf der Lendenwirbelsäule aus. Die Eltern sollten deshalb Augenmerk darauf legen, dass die Kinder die Schultasche nicht mit gedrehter oder gebeugter Wirbelsäule heben.

US-amerikanische Untersuchungen haben überdies gezeigt, dass Schultaschen auf Rädern, die - wie handelsübliche Reisetrolleys - gezogen werden können, optimal wären. "Tatsache ist allerdings auch, dass Haltungsschäden bei Kindern nicht primär durch die Schultasche, sondern durch einen generellen Mangel an Bewegung verursacht werden. Nach Meinung des Experten sitzen Kinder zu lange vor dem Fernseher oder vor dem Computer. Durch eine falsche Sitz- und schlechte Körperhaltung sind Haltungsschäden vorprogrammiert, ist Grifka überzeugt. (red, derStandard.at, 18.9.2013)